Die Schwierigkeit der Veränderung
Von Rebecca Naunheimer
Auszug, Studium, Zusammenziehen, Verlobung, Festanstellung, Beförderung, Jobwechsel, Jobverlust, Schwangerschaft, Trennung, Verlust – was haben all diese Begriffe gemeinsam? Sie beschreiben eine Veränderung in unserem Leben, einen Einschnitt, nachdem alles irgendwie anders ist.
Dass sich die Lebensumstände junger Erwachsener rasant verändern, ist heute keine Seltenheit. Beinahe sogar ein Muss: Flexible Lebensentwürfe, unkonventionelle Familiengefüge und neue Wohnformen sind im Trend. Es geht um Schnellebigkeit statt um Sesshaftigkeit. Nicht überraschend ist dabei, dass es junge Erwachsene immer wieder in die Stadt zieht. Denn das Stadtleben ist untrennbar mit flexiblen Lebensentwürfen verbunden, schreibt NEON. Kurze Wege und eine gute Infrastruktur begünstigen sogenannte Patchworkbiografien, wie Personaler ungeradlinige Lebensläufe häufig nennen.
Neue Lebensumstände erfordern ein Umdenken, eine Neuorganisation, einen völlig neuen Alltag. Es geht darum, sich anzupassen. Dieses spannende und hoch aktuelle Thema hat die Londoner Fotografin Polly Penrose in eindrucksvoller Art und Weise bildlich umgesetzt.
Mit der Fotoserie „A Body of Work“ lässt sie den Zuschauer an Veränderungen ihrer privaten Lebensumstände über sieben Jahre hinweg teilhaben. Selbstporträts lassen uns emotionale wie physische Entwicklungen anhand des weiblichen Körpers nachvollziehen. „Each picture candidly portrays a moment, like marks in the calendar of my life“, beschreibt Penrose ihre Arbeit selbst. So sehen wir die Fotografin zum Zeitpunkt ihrer Verlobung auf einem leuchtend gelben Stuhl zusammengerollt. Während des langsamen Verlustes ihrer Schwiegermutter umhüllt sie sich mit einem roten Schleier der Trauer. Außerdem sehen wir sie kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes und zum Zeiptpunkt der Erschöpfung nach den ersten Wochen der Mutterschaft.
Besonders spannend ist dabei, dass jedes Motiv einer spontanen Situation entspricht, in der die Fotografin ihren Körper an eine Umgebung anpassen muss. „It’s often a fight to ‚fit in‘, to become a part of that space. The process of taking the pictures is punishing. It leaves me bruised and aching. It feels like I’m hammering my body into the landscape of the room, one picture at a time.“ Damit schafft sie ein eindrucksvolles Gleichnis zum realen Leben, in dem eine einschneidende Veränderung eben das sein kann: schwierig und schmerzvoll.