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CSU: Reds gfälligst deitsch!

Von Melanie Wolfmeier

Geschwister streiten sich ja hin und wieder mal. Beschuldigungen (über verschwundene Süßigkeiten/Klamotten/PC-Spiele) können sich hochschaukeln zu kleinen Prügeleien, die erst durch das Geheule (meist vom jüngeren Geschwisterchen) ein jähes Ende finden. Was normalerweise auf privater Ebene passiert, kann aber auch in der Politik beobachtet werden. Vor allem dann, wenn die CSU ihrer großen Schwester mal wieder ordentlich auf den Sack geht.

Migration und Integration ist ein schwieriges Thema. Knapp 12,6 Millionen Menschen versammeln sich unter der blau-weißen Flagge, laut Statistischem Bundesamt gibt es rund 1,3 Millionen Ausländer in Bayern. Bei so einem Mischmasch an Kulturen drängt sich die Frage auf, wie am besten eine Gemeinschaft zu schaffen sei. Horst Seehofer und Anhang haben für das Integrationsrätsel einen Lösungsansatz parat. In dem Entwurf für einen Leitantrag zum Parteitag kommendes Wochenende findet sich der Vorschlag: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“

 

Deutsch – oder Bairisch?

 

Zusammengehörigkeitsgefühl wird vor allem über Kultur und Sprache geprägt. Das funktioniert auch in Deutschland – obwohl sich hinter jedem Ortsschild eigene sprachliche Kreationen verbergen. Bairisch ist nicht gleich Sächsisch ist nicht gleich Berlinerisch ist nicht gleich Deutsch. Die Forderung, dass Fatima und Fatih sich beim Abendessen reinste Standardsprache entgegenwerfen, ist lächerlich. Sollte das ein ernsthafter Vorschlag der CSU sein, dann aber bitte auch denselben Irrsinn für alle Resis und Maxis. Und vor allem für alle Edmunds und Horstis. Keine Brezn mehr, kein Servus und koa Hoibe.

Ich mag Bairisch. Sämtliche Variationen – schließlich bin ich selbst im tiefsten Oberbayern aufgewachsen. Genauso aber mag ich sämtliche andere Dialekte und Sprachen im Allgemeinen. Sich in Deutschland auf der Straße mit jedem auf deutsch unterhalten zu können, ist ja schön und gut. Aber ob ich Zuhause weiterhin auf bairisch über die Scheiß-Preißn herziehe oder sich die türkische Familie in der Wohnung über mir in ihrer Muttersprache unterhält, geht niemanden etwas an. So sieht das auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Thomas Strobl (CDU), der laut Zeit Online zu dem Vorschlag der Schwesternpartei folgendes zu sagen hat: „Mein Verständnis von christdemokratischer Politik ist, dass wir uns zu dem, was in den vier Wänden einer Familie passiert, in äußerster Zurückhaltung üben. Privat bleibt privat.“

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Bildquelle: blu-news.org unter CC BY-SA 2.0