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Die Dating-App Muzmatch: Tindern für Muslime

Von Delia Friess
Shahzad Younas, ehemaliger Investmentbanker und Muslim in Großbritannien, ist Entwickler und Geschäftsführer einer ziemlich innovativen Dating-App. Seine App heißt Muzmatch. Muzmatch ist seit 2011 auf dem Markt, kostenlos und zählt mittlerweile 110.000 Nutzer in 123 Ländern. Das Besondere: Die Dating-App ist speziell an die Bedürfnisse von Muslimen angepasst. Das bedeutet: Muzmatch funktioniert zunächst ähnlich wie Tinder. Der Userin oder dem User werden potentielle PartnerInnen in der Umgebung angezeigt. Mit seiner App hat Shahzad Younas eine Marktlücke entdeckt: Viele Muslime berichteten, sie seien der Digitalisierung und auch neuen und modernen Technologien bei der Partnersuche aufgeschlossen. Aber: Bei den gängigen Plattformen bekämen sie viele nicht ernsthaft gemeinte Anfragen – was natürlich auch Menschen anderer Glaubensrichtungen kritisieren.

 

Kriterien für die Liebe: von „liberal“ zu „prays always“

 

Shahzad Younas entwickelte deshalb eine App für Muslime, die ernsthaft nach einem Partner suchen – und für Heiratswillige. Willkommen sind aber alle Muslime, ganz gleich, wie stark sie ihren Glauben im Alltag praktizieren. Durch Auswahlkriterien von „liberal“ bis „always prays“ kann die Partnerwahl enger eingegrenzt werden.  Aber: Muzmatch ist sozusagen „halal“. „Halal“ bezeichnet Handlungen, die nach islamischem Glauben „erlaubt“ sind. Die Folge ist zum Beispiel, dass bestimmte Wörter automatisch gelöscht werden. Muslime sind aber begeistert: „LOVE LOVE LOVE this app. You know what I mean, these guys who are out there to chat to girls and aren’t interested in marriage. This app easily lets me avoid them and only speak to genuine Muslims who want to get married”, berichtet die Nutzerin Saima, 29, über ihre Erfahrungen mit Dating-Apps und Muzmatch.

 

Viele wollen ihren Glauben teilen

 

Auch suchten viele UserInnen eine Partnerin oder einen Partner, mit dem sie ihren Glauben teilen könnten. Fotos können das Profil ergänzen, müssen aber nicht online gestellt werden. In Großbritannien berichteten bereits viele Medien über Muzmatch, denn die App räumt auch mit einigen Vorurteilen über Muslime in westlichen Gesellschaften auf. Vor allem aber bietet die App eine Alternative zu sogenannten arrangierten Ehen: für UserInnen, die trotzdem einen elterlichen Ratschlag einholen wollen, bietet die App eine spezielle Funktion: Die Eltern oder ein Wali – ein sogenannter Geistlicher – können bei Bedarf jede Kommunikation mitlesen. Aus westlicher Sicht kann man einen Anstandswauwau natürlich kritisch sehen. Aber gerade für junge Muslime aus traditionell lebenden Familien, die aber moderner Technik gegenüber aufgeschlossen sind, ist diese App eine Alternative zur traditionellen Partnerwahl, bei der die Familie oft noch ein starkes Mitspracherecht hat.

Muzmatch bietet jungen Muslimen mehr Auswahl und vor allem mehr Selbstbestimmung: ,,Young Muslims are open-minded. They expect to get to know someone before committing. They want more control and more say in the process. They are no longer willing to outsource this part of their life journey to their parents”, betont Shahzad Younas.

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BildquelleFAHRURRAZY HALIL unter CC BY-ND 2.0