Empathieempfinden Trump Afd

Deshalb empfinden manche Menschen so wenig Empathie

Wir leben in einer ziemlich aufgeklärten Gesellschaft, in welcher es nur noch wenige Tabus gibt. Heutzutage ist alles möglich – und wir genießen diese Freiheit. Umso verwunderlicher, dass stark konservative Bewegungen immer größeren Anklang finden. Was ist es, was diese Politiker für viele Menschen so anziehend macht? Die Neuropsychologie hilft uns, diese Weltansichten wenigstens ein bisschen nachzuvollziehen.

Mehr Empathie wäre die Lösung!

Aus einer Studie des Max Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung geht hervor, dass unsere eigenen Gefühle unsere Fähigkeit zur Empathieempfindung verzerren können. Wenn wir Geschehnisse um uns herum bewerten, nutzen wir uns selbst als Maßstab und neigen dazu, unseren eigenen emotionalen Zustand auf andere zu projizieren.

Schuld für die emotional getriebene Egozentrik ist der rechte Gyrus supramarginalis in unserem Gehirn. Normalerweise ist dieser dafür zuständig, diese Egozentrik zu erkennen und zu korrigieren, damit wir das abweichende Verhalten unserer Mitmenschen auch nachvollziehen können. Er befähigt uns dazu, uns von unserer eigenen Wahrnehmung zu entkoppeln und in die Perspektive eines anderen hineinzuversetzen, einfach ausgedrückt: Empathie zu empfinden. Bei schnellen Entscheidungen funktioniert diese Korrektur oftmals nicht, wodurch unsere Empathie stark eingeschränkt werden kann.

Es ist logisch, dass man, um Empathie empfinden zu können, seine eigenen Emotionen als Referenz verwendet. Allerdings kann das nur dann funktionieren, wenn wir selbst uns in einem „neutralen“ Empfindungszustand befinden – oder in einem, in dem wir uns in einer ähnlichen Situation befinden wie unser Gegenüber. Beispiel: Ekeln wir uns gerade vor dem seit fünf Wochen ungeputzten WG-Bad, können wir die Spinnenphobie unserer Freundin viel besser nachvollziehen. Das funktioniert andererseits nicht so gut, wenn wir gerade unser Leibgericht zu uns nehmen. Haben wir, trotz Leibgericht, Verständnis für die Phobie, hat der rechte Gyrus supramarginalis ausgeholfen. Leider können wir nicht immer auf dessen Hilfe zählen.

Störung des Gyrus supramarginalis

Kommt es zu einer Störung, kann die Empathie für Mitglieder der Gesellschaft, die von unserem eigenen Status abweichen, stark sinken. So lange man also den gleichen sozialen Status oder sonstige Ähnlichkeiten mit anderen teilt, kann man diese auch besser verstehen. Variiert dieser jedoch, ist die Fähigkeit zur Empathie auf einmal eingeschränkt.

Ganz einfach gesagt: Wenn es um die Beurteilung von weniger einflussreichen Menschen geht, haben mächtige Menschen eine verzerrte Wahrnehmung.

Die unbewusste Suche nach Ähnlichkeiten und Bestätigung

Der Egocentricity Bias besagt noch zusätzlich, dass wir generell eine starke Tendenz besitzen, Informationen, mit welchen wir uns selbst identifizieren können, schneller wahrzunehmen.

Eine interessante Theorie, die uns eine Erklärung für so manche Phänomene liefert, wie etwa der Angst vor einer fremden Kultur. Ganz unbewusst neigt man dazu, die Erfahrungen und Informationen, die die eigene Sicht bestätigen, zu bevorzugen. Verhaltensweisen, die von der eigenen Kultur abweichen, werden dadurch als bedrohlich und angsteinflößend wahrgenommen.

Wenn man sich die Wahlstrategie der AfD-Politiker anguckt, wird einem schnell bewusst, dass diese diesen psychologischen Effekt zu ihrem Vorteil nutzen – man denke nur an die Flüchtlingssituation in Deutschland und den Erfolg der AfD.

Wir Menschen neigen also dazu, unseren eigenen Status Quo als „die Norm“ anzusehen, wodurch sich die Verhaltensweisen von so manch konservativen Politikern erklären lassen. Die Ansichten der AfD und Trumps „America first“ Devise beruhen also ganz einfach auf einer Fehlfunktion des Gyrus supramarginalis.


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Bildquelle: Joao Silas unter CC0 Lizenz