Hubertusfest: Wilderei an der Spree
Wer es darauf anlegt, diese Woche noch den heiligen Hubertus von Lüttich zu treffen – und wer sollte es nicht darauf anlegen – muss schon ein bisschen weiter gehen als mit dem üblichen Jägi vorm nächsten Späti abzucornern und auf das Beste zu hoffen. Etwas weiter heißt, zum Beispiel, sich ein paar Stunden hochprozentig christlicher Lektüre zu widmen, die schließlich Aufschluss darüber geben wird, wie dem heiligen Hubertus einst ein enormes Kruzifix im prächtigen Geweih eines agilen Hirsches erschien und er seit jeher als Schutzpatron der Jagd gilt. Oder aber: Etwas weiter gehen heißt, in die U8 Richtung Jannowitzbrücke steigen, um in den enormen Berliner Spreewerkstätten auf dem prächtigen Hubertusfest agil den Hirsch rauszulassen.
Wer sich für letzteres entscheidet, hat unserer gestrigen Feldforschung nach tatsächlich bessere Chancen. Denn wo ein Hirsch rausgelassen wird, ist Hubertus nicht weit. Oder auch: Wo ein Hubertusfest gefeiert wird, ist Jägermeister nicht weit. Oder auch: Mittwochabend wurde gewildert. Und es war erst der Anfang.
Thymianpommes im Tannenwald
Im Rahmen der Wolfenbütteler Festspiele in Berlin macht Jägermeister vier Tage lang den musikalischen Gastgeber und lädt vom 4. bis 6. November mit einem vielversprechenden Line-Up in die Spreewerkstätten. Das alles in Gedenken an eben jenen Hubertus, in dessen Namen jedes Jahr Anfang November diverse große Jagden und Messen stattfinden. Irgendwo zwischen Jagd und Messe fanden also auch wir uns gestern wieder, auf dem Auftaktabend des Hubertusfests, dem Newcomer-Day.
Mit Tüsn, Cosby und Chefboss auf der Agenda, fiel die Entscheidung gegen christliche Lektüre natürlich zusätzlich leicht. Zwar wurden die Auftritte wegen der für Berlin unmenschlich früh angesetzten Bühnenzeiten alle etwas nach hinten verschoben – aber man konnte ja derweil gemütlich mit Wildhirschburger und Thymianpommes durch den hochprojizierten Tannenwald spazieren oder noch eine auf dem Hochsitz rauchen, um darüber nachzudenken, was die erstaunliche Ähnlichkeit von Romano und dem heiligen Hubertus von Lüttich zu bedeuten hat.
Alles für den Nachwuchs!
Dass sich die Party nicht nur für holy Hubert, sondern auch für den Rest of unholy Berlin lohnt, liegt neben der atmosphärisch importierten Waldluft und dem eiskalt kalkulierten Kräuterschnapsangebot besonders an einem Hintergedanken des ganzen: der Nachwuchsförderung. Die kompletten Einnahmen der Partyrakete am Donnerstagabend, mit Romano, den Orsons, Jennifer Rostock und Beatsteaks DJ-Set, sowie von Berlin Elektro am Freitagabend, mit Booka Shade, Kid Simius und Schluck den Druck, werden über die Jägermeister Musikförderung direkt an die drei Newcomer-Bands vom Mittwochabend fließen. Obendrauf erhalten Cosby, Tüsn und Chefboss jeweils 5000 Euro ihr nächstes Videoprojekt.
Also: Wer es darauf anlegt, uns diese Woche noch auf dem heiligen Hubertusfest von Berlin zu treffen – und wer sollte es nicht darauf anlegen – muss sich heute Abend bloß enorm trinkfeste Stiefel anziehen, prächtig einen an der Abendkasse rausjägern und agil Spurensuche im Tannenwald an der Spree betreiben.
Partyrakete am 5.11.: VVK bereits erschöpft, Rest-Tickets an der Abendkasse
Berlin Elektro am 6.11.: VVK bereits erschöpft, Rest-Tickets an der Abendkasse
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Bildquelle: privat