Ich klebe, wo ich lebe
Mal zuckersüß, mal bitterböse: Streetartist „Barbara.“ schmückt deutsche Innenstädte mit ihrer Meinung. Die Kritik ihrer Kunst trifft große Konzerne und Politiker, die Kirche und Banken. Was sie stört, das kommentiert sie. Und meist bringen uns Barbaras Installationen unumgänglich zum Schmunzeln.
Wer sich hinter dem Synonym versteckt, weiß keiner. Es ist aber auch vollkommen egal: Barbaras Kunst steht für sich und das ist auch gut so. In einem Interview hat sie (?) uns dennoch einige Fragen beantwortet.
Hallo Barbara. Du möchtest anonym bleiben. Kannst du uns die Frage „Wer bist du?“ trotzdem auf irgendeine Art beantworten?
Ich bin ein Mensch, der eine künstlerische Ausdrucksform für sich entdeckt hat und ich lebe diese Leidenschaft mit viel Freude und Hingabe aus. Ich möchte, dass meine Arbeit unabhängig von meiner Person betrachtet wird.
Du hinterlässt zahlreiche Botschaften in deutschen Städten. Wie, wo und warum hat das alles angefangen?
Als ich noch sehr klein war, hat mir mein Opa erklärt, was die Hakenkreuze bedeuten, die ich immer wieder an Mauern gesprüht gesehen habe. Das war der Tag an dem er mir vom Russland-Feldzug erzählt hat und ich hab ihn das erste Mal weinen sehen. Das hat mich tief bewegt. Gleichzeitig erkannte ich,welch große Wirkung Zeichen und geschriebene Botschaften haben können. Dann fing ich an, Hakenkreuze zu übermalen oder umzugestalten. Meistens mit Kreide. Darauf hab ich dann aufgebaut. Ich bin viel unterwegs und hinterlasse überall meine kleinen Werke.
Denkst du, du kannst mit deiner Kunst etwas bewirken?
Ich möchte meine Ideen verwirklichen, das ist der Hauptgrund, aus dem ich das alles mache. Wenn ich es schaffe, Menschen damit zu erreichen und etwas Positives in ihnen auszulösen, dann macht mich das sehr glücklich.
Was ist deiner Meinung nach die Aufgabe von Kunst?
Ich denke Kunst erfüllt ihre Aufgabe, wenn sie Menschen berührt. Ich mag KünstlerInnen, die ihre Gedanken und Ideen unverfälscht und ehrlich mitteilen, ohne vorher den „Darf-Ich-Das-Sagen?-Filter“ drüberzulegen. Im öffentlichen Raum kann ich meine Botschaften dort anbringen, wo sie am meisten Wirkung erzielen.
Welches sind die größten „Feinde“, gegen die du mit deinen Aktionen kämpfst?
Ich möchte nicht von Feinden sprechen. Aber ich nehme mir die Freiheit, meine kleinen Plakate gegen eine überdimensionale, riesengroße Industrie zu richten, die mit Millionenbudgets ihre schädlichen Botschaften in die Köpfe der Leute, vor allem der Kinder, hämmert. Speziell die „Don’t be a maybe“ Kampagne von Marlboro war so menschenverachtend, da kann ich dann nicht anders als das zu kommentieren.
Wie sind die Reaktionen, die du mitbekommst?
Sehr, sehr hübsch.
Man sieht viel von dir in Berlin und Heidelberg. Werden sich auch bald andere Städte an deinen Aktionen erfreuen können?
Ich bin viel unterwegs und ich klebe, wo ich lebe.
Vielen Dank, Barbara.
Bildquelle: Barbara.