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Männer und die Emanzipation: Von Einseitigkeit und Unsicherheit

Es ist tatsächlich nicht leicht, ein Mann zu sein. Facebook, Instagram und Co. bombardieren uns jeden Tag mit einer perfekten Welt von Körpern, Mode und Ergebnissen. Kein Wunder also, dass auch Männer Komplexe haben und verunsichert sind. Doch nicht nur dieses Thema kratzt am männlichen Selbstbewusstsein.

 

Die eine Seite der Medaille

 

Männer kommen in einer Sache zu kurz: Der Gleichberechtigungsdebatte. Es steht völlig außer Frage, dass sich die Gesellschaft Gedanken über ihre Frauen machen muss. Es ist richtig, dass ihre Rolle revolutioniert und den Entwicklungen des 21. Jahrhunderts angepasst werden muss. Jäger und Sammler –  genauer Alleinverdiener und Hausfrau –  sind selten geworden. Diese Zeiten der unbedingten Geschlechteraufteilung sind vorbei. Wir brauchen starke Frauen!

Es gibt sie leider noch: diejenigen, die gerne an dieser alten Rollenverteilung fest halten. Die den Mann als Brötchenverdiener und Oberhaupt der Familie sehen. Doch der gesellschaftliche Diskurs zeigt auch: Wir sind bereit dafür, neue Wege zu gehen. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist ein aktuelles und fortwährendes Thema. Um so mehr verwundert es, dass ein wichtiger Punkt oft vergessen wird: Ändert sich die Rolle der Frau, verändert sich auch etwas für den Mann. Schließlich stehen sie in Beziehungen zu einander. Wie wollen wir also in Sachen Gleichberechtigung voran kommen, wenn wir nur eine Seite der Medaille betrachten?

Die Rede ist hier nicht von denjenigen Männern, bei denen sowieso Hopfen und Malz verloren ist. Diese Idioten, die Frauen nur als Objekt sehen, weil sei ein kleines oder gar kein Hirn haben. Gemeint sind jene, die Frauen als gleichwertige Menschen behandeln. Diese Männer wollen nicht mehr die Rolle des Alleinverdienenden spielen. Sie passen gerne auf die Kinder und Haushalt auf. Sie sind bereit für Veränderungen. Nur fragt kaum jemand nach ihren Gefühlen dabei oder versucht ihnen in ihrer Orientierungslosigkeit zu helfen. Was ist heutzutage noch männlich? Wir Männer sind verunsichert und wissen nicht wie wir uns verhalten sollen. Was fehlt, ist ein männliches Selbstbewusstsein, das den heutigen Verhältnissen angepasst ist. Paradox ist auch, dass hier neue Entwicklungen in Sachen Rollenverteilung, mit alten Strukturen durchgesetzt werden sollen. Der Ansatz: „Männer wuppen das schon irgendwie, beschweren würden sie sich ja eh nicht“, funktioniert hier einfach nicht mehr. Gleichberechtigung sollte somit den Namen wieder ins Programm aufnehmen und nach den Wünschen aller fragen.

 

Also alle gleich oder nicht?

 

Interessant ist auch, wie sich die Meinungen spalten. Ein Freund erzählte mir folgendes:
Beim zweiten Date übernimmt er die Rechnung und sie bietet ihm an, etwas dazu zu geben. „Toll!“, denkt er sich, „es ist doch gut, wenn nicht der Mann der Gebende ist, sondern sich beide auf gleicher Ebene begegnen“. Falsch. Die beiden sind mittlerweile zusammen und sie beichtete ihm vor kurzem: Er hätte die Rechnung ruhig übernehmen können. Nur der Form halber hätte sie ihren Teil angeboten. Männlich fand sie sein Verhalten aber nicht.

Hier zeigt sich ein kniffliges Problem: Alle wollen gleich sein, manchmal aber eben doch nicht. Zum Glück gibt es Frauen, die auch mal die Rechnung übernehmen wollen, der Regelfall sind sie aber nicht. Fakt ist, solche Situationen führen dazu, dass viele Männer nicht wissen, wo sie stehen. Besagter Freund respektiert Frauen in jedem Fall. Trotzdem war er nach dieser Situation zurecht verwirrt. Da wollte er die Frau entsprechend würdigen, sie nicht übergehen und tat das Falsche. Solch kleine Problem zeigen einfach, dass wir uns in einem schwierigem Stadium der Diskussion befinden. Wir sind noch lange nicht so weit, wie einige vielleicht denken.

Die Gleichberechtigungsdebatte schaufelt sich ihr eigenes Grab. Sie teilt sich in Einseitigkeit und Unsicherheit auf. Ersteres, wenn sie nicht anfängt, Männer und ihre Bedürfnisse mit einzubeziehen und letzteres durch fehlende Kommunikation und falsche Erwartungen beiderseits. Hinzu kommt noch, die Angst als Frauenhasser dazustehen. Hier ist das Eis verdammt dünn. Sich als Nicht-Frau über dieses Thema und dessen Probleme auszulassen, ist sehr heikel. Dabei wäre es gerade bei diesem Thema so wichtig, konstruktiv und ohne Angst seinen Senf aufs Brot schmieren zu dürfen. Nur dann können zufriedenstellende Ergebnisse entstehen. Doch welche Optionen habe ich denn nun als Mann? Wie finde ich mich zurecht in diesem verwirrenden Mischmasch ohne klare Linie?

 

Männer müssen Macher sein!

 

Es ist mal wieder das Internet das uns eine Möglichkeit vor die Füße wirft. Mann begebe sich mal auf die Suche und merke, er ist nicht alleine. Tatsächlich gibt es ihn, den Schrei nach Aufmerksamkeit und einem anderen, neuen Umgang mit dem Thema. Viel Spaß beim Stöbern, auf Blogs wie „Genderama“ und Co. Es geht aber noch anders. Ein Fynn Kliemann zeigt uns wie es gehen kann. KlieMANN bastelt in seinem YouTube-Kanal an verschiedenen Projekten rum, macht dazu Musik und verbreitet gute Laune. Nun will dieser feine Herr mit Sicherheit kein neues Statement zum neuen Man-Sein setzen. Doch mit seinen Videos beweist er eins ganz klar: Männer sollten Macher sein, um authentisch zu wirken. Egal ob beim Heimwerken wie Kliemann, auf der Arbeit, Zuhause oder sonst wo. Männer, die Eier beweisen und ihr Ding machen, sind männlicher als alles andere.

Egal, was am Ende bei rauskommt. Das Schöne ist: Es braucht dafür keinen Waschbrettbauch oder dicken Bizeps und es war noch nie so einfach wie jetzt, sein männliches Ding durchzuziehen. Warum denn nicht die Gelegenheit beim Schopfe packen und die breite Palette von Entfaltungsmöglichkeiten nutzen? Wir verabschieden uns zunehmend von alten Klischees und dürfen tun, was wir möchten. Scheiße, wie geil! Die Sinnkrise der Männlichkeit ist also auch ein Segen für alle, die nach neuen Ufern Ausschau halten. Zum Teufel also mit dem alten Ramsch. Männer! Schaut nach vorne, mit dicken Eiern und macht! Dann werden wir unseren Weg schon finden. Trotz Trump.