motorrad biketour roadtrip

Motorrad – Autonomie oder Posen auf 2 Rädern?

Motorradfahrer sind in den Augen der Allgemeinheit immer noch ein spezielles Klientel, und werden im Grunde fast immer mit Rockern, Lederjacken und „Born to be wild“ assoziiert  – mit ein Grund, weshalb die PS-Boliden auf zwei Rädern den Massenmarkt nicht wirklich erreicht haben. Andere Argumente dagegen: das im Vergleich zum Autofahren erhöhte Verletzungsrisiko und  die hohen Anschaffungskosten. Und nicht zuletzt die Tatsache, dass Fahren im Grunde nur alleine möglich ist – für Familien fällt ein Motorrad also von vornherein flach. Einen Großteil der Faszination machen Geschwindigkeit, Individualität und Mobilität (Stichwort: sich an wartenden Autos im Stau vorbei schlängeln) aus. Doch wie wirkt sich dieses polarisierende Image auf das tatsächliche Interesse an Motorrädern aus?

 

 

Der Kraftradbestand in Deutschland ist im Jahr 2007 bei einem Stand von fast sechs Millionen eingebrochen und bewegt sich seitdem im Bereich von vier Millionen. Die Bikes verteilen sich auf etwa dreieinhalb Millionen Personen. Mehr als man vermutet, wenn man das Klischee vor Augen hat, dass nur Rocker Motorrad fahren. Zwischen 2011 und 2014 gaben über 90 Prozent der Befragten an, nie oder fast nie mit einem Motorrad, Motoroller oder Moped herumzufahren. Den Schluss, dass die Mehrheit der Leute zwischen Faszination und Desinteresse hin und herschwankt, legt ebenso der Fakt nahe, dass siebenhunderttausend weitere planen, in den nächsten Jahren einen Motorroller zu kaufen. (Alle Infos stammen von statista.de und beziehen sich auf Umfragen der Webseite.)

Auch der Motorradrennsport bleibt mit seinen knapp über vier Millionen Fans schwer einzuordnen. Noch ist er mit 4 Millionen Fans sowie 10 Millionen teilweise daran Interessierten nur halb so beliebt wie der große Bruder, der Automobilrennsport, verzeichnet aber laut Tagesspiegel zunehmend steigende Zuschauerzahlen. Die Vorstellung, dass der Sport mal ähnlich wie etwa Fußball die Massen begeistern wird, ist aber komplett unrealistisch. Dazu fehlen bekannte Identifikationsfiguren wie sie beispielsweise in der lange viel beliebteren Formel 1 noch zu finden sind. Zwar leidet der Rennsport wegen gestiegener Ticketpreise, einem komplizierten Reglement und fehlender Spannung mittlerweile unter massivem Zuschauerschwund. Aber mit dem mehrfachen Weltmeister Sebastian Vettel sowie Nico Rosberg gibt es massenkompatible Sympathieträger. Und außerdem hat die deutsche Marke Mercedes Erfolge zu bieten, die sich als Smalltalk-Thema für die meisten besser eignen und das gelegentliche Reinzappen deshalb lohnenswerter machen. Ergo: sich für vermeintliche Exoten wie die MotoGP zu interessieren, kann genauso wie das selber Fahren Ausdruck von Individualität sein. Und wer jetzt Interesse bekommen hat, selbst einmal motorisiert auf zwei Rädern unterwegs zu sein:  In lokalen Kleinanzeigen und auf Plattformen wie Autoscout sind Roller auch  für den schmalen Geldbeutel als Second-Hand-Modelle zu haben.

 

Bildrechte: Titelbild: Martin Storbeck, Bild(1) driver Photographer  CC BY-SA 2.0