Partnerwahl: Deshalb beeinflusst uns das Aussehen unserer Eltern

Auf die Frage, was wir von einem perfekten Partner erwarten, kommen uns wahrscheinlich zunächst Eigenschaften wie Humor, Verlässlichkeit und Charme in den Sinn. Doch natürlich spielt auch die ansprechende Optik eine Rolle – und um die rankt sich schon seit Jahren ein Mythos. Was ist dran an dem Gerücht, dass wir uns bei der Partnerwahl bewusst oder unbewusst am Aussehen unserer Eltern orientieren? Tatsächlich scheint das schon lange kein Gerücht mehr zu sein – sondern eine Tatsache.

Biologen fanden schon vor Jahrzehnten heraus, dass einige Spezies – darunter Vögel, Säugetiere und Fische – Partner wählen, die ihren Eltern gleichen. Dieses Phänomen ist heute als „positive sexuelle Prägung“ bekannt. Auch der Mensch zählt bekanntermaßen zur Gattung der Säugetiere und verhält sich bei der Partnerwahl häufig nach dem entsprechenden Muster.

 

Ganz der Papa

 

Dies bestätigte auch eine Studie von ungarischen Wissenschaftlern: Der Forscher Tamas Bereczkei hatte mit seinem Team an der Universität Pécs bei 312 Erwachsenen aus 52 Familien jeweils 14 unterschiedliche Gesichtsabschnitte abgemessen und anschließend miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigten: Eine Frau wählt häufig einen Partner aus, dessen zentraler Gesichtsbereich dem des Vaters ähnelt, während Männer sich für Frauen entscheiden, deren unterer Gesichtsbereich dem der Mutter gleicht.

In einer anderen Studie sollten wahllose Probanden anhand von Fotos die Ähnlichkeit zwischen heterosexuellen Paaren und ihren Eltern feststellen. Die Untersuchung ergab, dass sich nicht nur die Gesichtszüge des andersgeschlechtlichen Elternteils und des Partners ähnelten  – oftmals waren Größe, Haar- und Augenfarbe sogar identisch.

 

Lieben wir nur uns selbst?

 

Häufig werden solche Studienergebnisse als Zeichen unserer Selbstliebe gedeutet: Tief in unserem Herzen sind wir alle Narzissten und suchen nach einem Partner, der uns selbst ähnelt.

Doch bewiesenermaßen hat das oben genannte Verhaltensmuster bei der Partnerwahl psychologischen Hintergrund: Vor allem diejenigen, die als Kind eine enge Beziehung zu dem andersgeschlechtlichen Elternteil  aufgebaut hatten, wählen später einen Partner, der diesem ähnelt.

Tatsächlich gibt es tiefere Beweggründe für dieses eindeutige Auswahlverfahren. Es ist zum Beispiel möglich, dass Männer als auch Frauen sich das Gesicht des andersgeschlechtlichen Elternteils von Kind an einprägen und später unbewusst einen Partner auswählen, der diesem Bild entspricht. Und vor allem, wenn die Beziehung zu dem Elternteil in der Vergangenheit eine besondere war, nimmt das Kind spezielle Eigenschaften von Vater oder Mutter auf und entscheidet sich später für einen Partner mit ähnlichen Charakterzügen. Weiterhin fühlen sich viele unterbewusst an ihre behütete Kindheit erinnert, denken bei der Partnerwahl automatisch schon an eigene Kinder und hoffen, ihren Kindern so am ehesten eine genauso glückliche und unbeschwerte Jugend zu bescheren.

 

Vertrauen und Vertraulichkeit sind noch immer die wichtigsten Grundpfeiler

 

Natürlich darf nicht generalisiert werden. Es gibt mit Sicherheit viele Menschen, die ihre Eltern lieben – und trotzdem ähneln ihre Partner diesen nicht im entferntesten. Und doch sind es am Ende die Gefühle von Vertraulichkeit und Vertrauen, die eine besondere Wohlfühlatmosphäre in Beziehungen schaffen. Mit der Ähnlichkeit des Auserwählten zum eigenen Elternteil scheinen diese besonderen Gefühle von Beginn an da zu sein.

 

 

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Bildquelle: Vladimir Kudinov unter CC0 1.0