Rage Yoga Lindsay Istace Kanada

Yoga mal anders: Hier wird geflucht, geschrien und gesoffen

Nette Sonnengrüße und herabschauende Hunde zu einlullender Wohlfühlmusik sind sowas von 2015 – beim Yoga wird heute geflucht, geschrieen, gesoffen und gerülpst. Rage Yoga (zu deutsch etwa: Wut Yoga) nennt sich das, wenn Lindsay Istace im Keller eines kanadischen Pubs mit ihrer Truppe herumturnt – der Geräuschkulisse nach zu urteilen handelt es sich dabei aber eher um die örtliche Fußballmannschaft, die sich auf einen Absacker in ihrer Stammkneipe trifft.

Und doch ist es die Yoga-Lehrerin Istace, die ihrem Kurs auf ausgelegten Matten ganz normale Übungen beibringt. Okay, dieser Kurs ist zugegebenermaßen alles andere als normal. Denn statt dem Mantra „Omm“ schreien die Schüler „Fuck you!“ und gönnen sich während jeder Stunde ein, zwei vielleicht auch drei Bier.

Die Idee zu jenem „Wut Yoga“ kam Istace während der schmerzhaften Phase direkt nach einer Trennung. Die 24-Jährige, die nun bereits seit fünf Jahren Yoga unterrichtet, hielt damals keine einzige, heimische Trainingseinheit ohne Schimpftiraden und Wutschreie durch. „Ich habe viel geweint“, erzählte Istace der kanadischen Huffington Post, „und mir somit einen Raum geschaffen, ehrlich mit meinen Gefühlen umzugehen…das war unglaublich therapeutisch.“

 

Rage Yoga als Selbsttherapie

 

Tatsächlich fühlt sich die Kanadierin nach jeder dieser ungewöhnlichen Trainingseinheiten so viel besser, dass sie bald in einem Facebook-Post witzelt, dieses Konzept in einen Kurs umzufunktionieren. Was eigentlich als Scherz gedacht war, entpuppte sich nach einem eintägigen Workshop jedoch als voller Erfolg und findet nun wöchentlich im besagten Pub in Calgary statt.

Bis zu 15 Leute nehmen an jeder Einheit teil und zahlen 12 Dollar für den Kurs. Entspannte „Aah“ und „Omm“ Musik kommt für Istace jedoch nicht in Frage –  Im Hintergrund ihrer Sessions läuft wahlweise der epische Jurassic Parc Soundtrack oder Bif Naked’s Klassiker „I love myself today.“

Mit dem Prinzip, willentlich Wutgefühle heraufzubeschwören und rauszulassen, scheint Istace einen Nerv getroffen zu haben. „Wir setzten uns auf einen positiven Weg mit unseren negativen Gefühlen auseinander“, erklärte Istace dem PEOPLE Magazin. „Das macht uns zu stärkeren und glücklicheren Menschen.“

 

Lachen – Die Musik der Seele

 

Auch das Lachen spielt in allen Unterrichtseinheiten eine wichtige Rolle. Istace und ihre Schüler empfinden es als unglaublich befreiend, mit einem wutenbrannten „Fuck You!“ all ihren Hass herauszuschreien und anschließend über ihren Gefühlsausbruch oder eine verunglückte Pose lachen zu können (ein gut gekühltes Bier steigert natürlich die Laune).

Für diejenigen, die nun Blut geleckt haben und sich auch mal mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch auf der Yoga-Matte räkeln wollen, gibt es gute Neuigkeiten: Istace‘ Unterrichtsheiten gibt’s bald auch online zu sehen.