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13 Dinge, die ich aus einer offenen Beziehung gelernt habe

Von Tamara Schempp und Jenny Zimmermann 

„Ich muss mich noch ausleben“, diese inflationär verwendete Standardfloskel der Gen-Y setzt vielen, vor allem jungen Beziehungen, ein bitteres Ende. Sex mit Unbekannten als Inbegriff des Freiheitsdrangs als Äquivalent zur alltäglichen Beziehungsroutine. Partnerschaften scheitern, weil Menschen bereits seit der Pubertät zusammen sind, „noch etwas erleben“ wollen. Es ist wie beim gemeinsamen Essen im Restaurant, man will eben immer das, was man nicht hat. Das Gras scheint auf der anderen Seite immer ein bisschen grüner zu sein. Mariah Freya, Sex Coach und Bloggerin, sagt, es geht auch anders. Die Lösung: Eine offene Beziehung. Ist das nicht nur etwas für extrovertierte Sexabenteurer, oder aber etwas für Menschen, die sich nicht mehr hundertprozentig lieben? Vor allem: Ist ein solches Beziehungsmodell wirklich besser und erfüllender?

Mariah Freya ist hauptberuflich als Sex Coach tätig und führt selbst eine offene Beziehung. Auch viele ihrer Freunde sind davon überzeugt, dass dieses alternative Beziehungskonzept funktionieren kann. Eine offene Beziehung lebt aus der bittersüßen Mischung von Freiheit und Geborgenheit. Du hast einen festen Partner, kannst dich aber sexuell trotzdem frei ausleben. Und das ist erlaubt, gar gewünscht! Klingt doch nach der Traumbeziehung, oder nicht?

„Offenheit heißt nicht, dass man macht, was man will“

Die offene Beziehung ist hedonistisch, baut auf dem durchaus sehr egoistischen Drang auf, nicht nur mit dem Partner, sondern auch mit anderen intim zu werden. Laut Mariah das erste Level und damit Basis der Polyamorie. Eine Beziehungsform, in der man nicht nur einen, sondern mehrere Menschen gleichzeitig liebt: „Ich glaube, die offene Beziehung ist der erste Schritt zur Polyamorie […] Polyamorie ist einfach im Level krasser, als eine offene Beziehung“.

Körperlichen Bedürfnissen nachzugehen, heißt aber laut Mariah trotzdem nicht, dass jeder ungeachtet des anderen, machen kann, was er möchte: „Offenheit heißt nicht, dass man aus egoistischen Gründen macht, was man will. Sondern, dass man gemeinsam erforscht, in dem Komfort, in dem alle Beteiligten damit einverstanden sind“. Zeichen der Eifersucht sollte man sofort mit seinem Partner teilen. Statt den Partner auf Liebesdiät zu setzen, muss man ehrlich und offen über seine Gefühle reden, sie zulassen. Oft liege das Problem bei einem selbst, Vertrauen und Transparenz sind deshalb besonders wichtig, um keinen Nährboden für Eifersucht zu schaffen; erzählt uns Mariah.

„Das Konzept der Monogamie ist überholt“

Ein lebenslanger Schwur, gefeiert durch eine Hochzeit, gefolgt von Haus und Kindern, ist heutzutage schon fast out, wird als spießig abgetan. Ist unsere ach-so-fortschrittliche Gen-Y, die mit One-Night-Stands, Mingles und Friends with Benefits jongliert, vielleicht nicht so tolerant, wie sie tut? Noch immer ist die offene Beziehung eher ein Tabuthema, eine Ausnahme. Mariah fordert deshalb einen offenen Diskurs: „Ich glaube, es ist auf jeden Fall ein spannendes Thema in unserer heutigen Generation, weil das Konzept der Monogamie überholt ist. […] Sie steht in unserer jungen Generation nicht mehr zentral im Mittelpunkt. Ich glaube, dass viele nach neuen Konzepten suchen, die für sie funktionieren.“

Einer Beziehung, der es am berühmt-berüchtigten Funken mangelt, würde Mariah eine solche Beziehungsform allerdings nur bedingt empfehlen. Fehlen Lust und Anziehungskraft, dann kann ein solches Konzept interessant sein, kriselt es allerdings aus Kommunikationsgründen, ist von einer offenen Beziehung abzuraten. Das Fundament jeder gesunden offenen Beziehung sollte Liebe, Vertrauen und Ehrlichkeit sein, eine gelingende Kommunikation ist dabei das A & O. Wir haben für euch 13 mögliche Erkenntnisse aus Mariahs persönlicher Erfahrung aufgelistet, die ihr in einer offenen Beziehung über euren Partner, aber auch über euch selbst lernen könnt.

  • Jessica Polar Freedom

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    Du genießt Freiraum

    Eine offene Beziehung suggeriert eine Art Freiheitsgefühl. Dank der Möglichkeit, auch andere PartnerInnen sehen zu können, fühlst du dich nicht eingeengt oder eingeschränkt. Du tust nichts Verbotenes und entscheidest selbst, mit wem du wann und wie oft ins Bett steigst.