Mann in der Wildnis

„7 vs. Wild“ – der YouTube-Hype mit Schattenseiten

Fritz Meinecke und die verweichlichte Gesellschafft

Trotz des Vorfalls ist Meinecke deswegen kein schlechter Mensch oder gar Frauenhasser. Sexismus ist leider fester Bestandteil der Gesellschaft und kein Ding von einigen Bösewichten. Niemand ist perfekt und jeder leistet sich mal einen unsensiblen Fehltritt. Eine aufrichtige Entschuldigung und ein ernsthafter Austausch mit betroffenen weiblichen Fans wären eine vernünftige Reaktion gewesen. Seine Reaktion zeichnete wiederum ein ganz anderes Bild des sonst recht friedlich wirkenden YouTubers.

„Wer das als sexistisch und respektlos empfindet, ist auf meinem Kanal falsch“

– MEINECKE IN SEINER INSTAGRAM-STORY

Mit der gestiegenen Aufmerksamkeit durch die erste Staffel „7 vs. Wild“ waren seitdem mehr Augen auf ihn gerichtet als jemals zuvor. Harsche Kritik kam also nicht mehr von einigen wenigen Internet-Hatern, sondern von hunderten oder tausenden Fans – im Verhältnis zu seinen über zwei Millionen Followern vermutlich nur ein Bruchteil. Es reichte jedoch für einen Shitstorm, der Meinecke nicht kaltließ. Er ging in die Offensive und postete weitere Statements auf Instagram.

 „Glaubt mir, ich halte mich so oft zurück und wenn ich jedes Mal sagen würde, was ich denke, wär ich vermutlich überall gebannt […]“

Dieser Satz wirft viele Fragen auf und lässt darauf schließen, dass der sexistische Kommentar kein einmaliger Fehltritt war. Was würde Meinecke uns sagen, wenn er ehrlich wäre? Die Plattformen, auf denen er präsent ist, geraten immer wieder dafür in die Kritik, dass sie zu wenig gegen rassistische, sexistische und homophobe Inhalte vorgehen. Die Aussage erweckt leider den Anschein, als würde er einiges an menschenverachtendem Gedankengut besitzen.

Dass es bei einem vielschichtigen Millionen-Publikum immer Personen geben wird, die Widerspruch äußern, scheint für ihn nicht normal. Er sieht sich als Opfer der woken Cancel Culture. Weiter schreibt er: „Mir geht diese völlig verweichlichte Gutmenschen Gesellschaft so auf die Eier.“ Für jemanden, der so hart ist und nur sich und die Wildnis braucht, ist das ganz schön viel Gejammer als Reaktion auf berechtigte Kritik – man könnte fast sagen: „völlig verweichlicht“.  Härte beweist er wieder in dem letzten Satz des Statements: „Ich möchte die manchmal schütteln. Vor lauter Liebe natürlich.“ Was hätte Meinecke hier wohl geschrieben, wenn er gesagt hätte, was er gedacht hat?

Staffel 2 beginnt

Die Fortsetzung der Erfolgsserie wurde auf einer unbewohnten Insel in Panama gedreht. Meinecke hat sich zudem sechs neue Teilnehmende geholt, diesmal nicht ausschließlich Outdoor-Expert*innen, sondern alles was Rang und Namen in Internet-Deutschland hat. Das prominenteste Gesicht dabei ist wohl Jens „Knossi“ Knossalla, der durch Internet-Casino-Livestreams bekannt geworden ist und wohl auch denkbar ungeeignet für das Überleben im Dschungel ist. Die Streamerin „starletnova“ bringt frischen Wind und Frauenpower mit auf die Insel. Sie steht für vieles ein, was laut Meinecke Teil der „verweichlichten Gutmenschen Gesellschaft“ ist. Genau wie der Fitness-YouTuber Sascha Huber bringt sie jedoch eine große Anhängerschaft mit auf Meineckes Kanal, wo die Folgen ausgestrahlt werden.

Die erste Folge wurde innerhalb von vier Tagen bereits über sechs Millionen mal geklickt, die zweite Folge alleine am Abend der Veröffentlichung schon über zwei Millionen mal. Von der Cancel Culture und den verweichlichten Gutmenschen keine Spur. Das könnte daran liegen, dass die spannenden Videos von reflektierten Zuschauenden separat von den fragwürdigen Äußerungen des Veranstalters betrachtet werden. Scheint so als wäre das seinerseits alles ein bisschen aufgeblasen gewesen, nur weil ihm Kritik an seiner Person „auf die Eier“ geht.

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Bildquelle: Konstantin Evdokimov von Unsplash; CC0-Lizenz