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ZEITjUNG zofft sich: Müssen wir der AfD eine Plattform bieten?

von Marie Hesse und  Maxi Schmeckel

Politik. Nichts hat die Gemüter in Deutschland während der letzten Wochen so sehr bewegt. Nach der Bundestagswahl hat sich in der politischen Landschaft jedoch einiges verändert. Unsere zwei Autoren, Marie und Maxi, haben sich über die Frage, wie wir in Zukunft auf medialer Ebene mit der AfD umgehen sollten, die Haare gerauft. Es gibt mal wieder, wie so oft im Leben, kein richtig oder falsch – wohl aber verschiedene Meinungen. Darum Ring frei für #ZEITjUNGzofftsich!

 

NAY.

 

Ich gebe es zu. Meine Emotionen kochen hoch sobald ich mir einen AfD-Funktionär nur vorstelle. Ich denke dann an Begriffe wie “Lügenpresse”, “jagen” oder “Flüchtlinge“, und merke, wie mir im Großhirn die Synapsen platzen. Um Verständnis für ein Kreuz neben der AfD aufbringen zu können, fehlt es mir einfach an…wahrscheinlich an allem. Geht es uns in Deutschland wirklich so schlecht? Müssen wir wirklich Angst vor Fremden haben und wenn ja: Rechtfertigt das eine klar rechtspopulistische Partei zu wählen? Als Politikinteressierte, als Schreibende und als Wahlberechtigte hat mich die Bundestagswahl sprachlos gemacht. Sprachlos über den Sieg der Angst gegenüber der Vernunft. Die AfD ist für mich jetzt mehr als eine unangenehme Randerscheinung auf der Spielwiese der Politik. Sie ist die bittere Wirklichkeit. Die AfD hat die Angst von mehr als 12% der Wahlberechtigten für ihren Wahlkampf genutzt. Ist das moralisch vertretbar? Und wenn nicht: Wäre es dann in Ordnung, den AfD-Funktionären den Mittelfinger zu zeigen und ihnen keine Plattform auf medialer Ebene zu bieten?

Ein gutes Medium wird durch einen eigenen Werte-Kompass ausgezeichnet. In unserem Fall ist das eine liberal aufgeklärte Weltanschauung. Es muss jederzeit zwischen politischem Diskurs und populistischer Hetze differenzieren können. Ersteres ist der Grundstein unserer Demokratie, zweiteres fügt ihr erheblichen Schaden zu. Ja, richtig gelesen. Ich glaube, dass die AfD mit ihrem beängstigendem Populismus unserer Demokratie, die, wenn man jetzt mal über unsere Grenzen hinaus schaut, nicht mehr allzu selbstverständlich ist, erheblichen Schaden zufügt. Warum sollte die Medienlandschaft dem Rechtspopulismus also eine Plattform bieten? Ich glaube nicht, dass man Protestwähler zurückgewinnt, in dem man Fremdenfeindlichkeit freien Lauf lässt. Man gewinnt sie zurück, in dem man ernste Politik für Alle macht.

 

Die Propaganda der Rechtspopulisten

 

Aus dem Aufstieg des Populismus und Rechtsextremismus sollten wir nicht die Lehre ziehen, uns vermehrt mit eben diesem auseinanderzusetzen. Nein, ich möchte nicht, dass sich die Medien ab jetzt mit der Propaganda der Rechtspopulisten beschäftigen. Ich möchte, dass sie sich mit Politik beschäftigen. Statt die Abgründe des AfD-Universums zu ergründen, sollten wir uns mit den vielen politischen Herausforderungen und dazugehörigen Lösungskonzepten beschäftigen. Wie wollen wir in den nächsten Jahrzehnten miteinander leben? Wie können wir nachhaltige Lösungen für dringende Probleme schaffen? Wie kann es allen zukünftig besser gehen?

Fragen, die einschüchtern. 87% der Wählerinnen haben sich bei der Bundestagswahl gegen die AfD und für das Stellen dieser Fragen entschieden. Rund 13% zu wenig. Viele von uns (auf der lesenden, schreibenden und auch Politik machenden Seite) haben sich allerdings in den letzten Jahren zu wenig mit dem politischen Diskurs beschäftigt. Zu lange haben wir uns ausgeklinkt und das Feld anderen überlassen. Die Rechnung dafür zahlen wir die nächsten vier Jahre.