Alex Cio, 30, geht regelmäßig zum Containern

Alex, 30, holt sich sein Essen aus dem Müll

„Willst du’s gleich haben oder soll ich es erstmal wegschmeißen?“ Das ist nur einer der Sprüche, die sich Alex regelmäßig anhören darf – von Freunden und Bekannten, die wissen, dass er einmal in der Woche zum Containern geht. Beim Containern holt er Lebensmittel aus dem Müll, die die Supermärkte entsorgen müssen, weil sie nicht mehr lange genug haltbar sind. Die Genießbarkeit spielt hierbei keine Rolle, das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt Regeln vor und an die müssen sich die Supermärkte halten.

In Deutschland ist es verboten, Lebensmittel aus dem Müll zu retten. Der Müll hat zu jedem Zeitpunkt einen Eigentümer, Entwendung ist also strafbar. Vor vier Jahren hat Alex beschlossen es trotzdem zu tun. Heute betritt er den Supermarkt nur noch für Eier, Milch, Mehl und Kaffee. Mit uns spricht er im Interview über seinen neuen Bezug zu den Lebensmitteln, verstauchte Zehen und Menschen ohne eigene Meinung.

 

ZEITjUNG: Alex, erzähl doch mal. Wie läuft das ab, bevor du zum Containern gehst?

Alex Cio: Wenn ich unterwegs bin, dann bereite ich mich vor, indem ich mir Taschen mitnehme, in denen ich die Sachen heim tragen kann, weil das immer mehr ist, als in einen Rucksack passt. Dann nehme ich mir natürlich noch eine Taschenlampe und Handschuhe mit und das war’s dann.

Brauchst du kein Werkzeug zum Öffnen der Container?

Ich hab‘ die Regel, dass ich niemals Werkzeug mitnehmen werde. Wenn du das machst, dann ist es eben nicht nur Diebstahl und versuchte Sachbeschädigung, sondern dann hat man noch mehr Ärger am Hals. Also die Container, die ich ansteure sind offen, ansonsten lasse ich es sein. Aufbrechen werde ich auf jeden Fall niemals irgendetwas.

Wie oft gehst du zum Containern?

Also ich alleine gehe so knapp einmal die Woche zum Containern, lasse mich aber auch gerne von anderen Leuten dazu antreiben. Ich finde es super cool, wenn andere Leute Lust haben mitzumachen.

Gehst du ab und zu auch ganz normal in den Supermarkt?

Ja, also ich gehe auf jeden Fall in den Supermarkt und kaufe mir das, was ich zum Weiterverarbeiten der Sachen brauche, die ich finde. Also so etwas wie Mehl, Zucker, Eier, Kaffee und Milch. Aber ich kaufe mir zum Beispiel niemals Joghurt und auch kein Obst und Gemüse, denn davon finde ich viel zu viel. Die Sachen habe ich komplett gestrichen. Wenn ich jetzt mal was kochen will und nicht beim Containern war, klar, dann kaufe ich mir schon etwas, aber größtenteils verzichte ich darauf komplett.

Teilweise findest du ja wirklich Unmengen an Bananen im Müll. Wenn du die alle mitnimmst, dann kannst du die ja unmöglich selbst verbrauchen oder?

Ja, genau. Das heißt, dass man sich einiges überlegen muss. Man muss mehr verwerten, mehr kochen und man sollte sich darüber im Klaren sein, wie man Dinge länger haltbar macht, sprich entweder trocknet man die Sachen, kühlt sie oder friert sie ein. Also vieles, das viele Menschen im Alltag gar nicht mehr machen. Ich selbst habe dabei viel gelernt. Wie verwerte ich Sachen, anstatt jetzt nur kleine Mengen mitzunehmen.