Eine Person hält zwei Hälften einer Avocado in den Händen

Warum wegen Avocados Menschen sterben müssen

In Uruapan, der „Welthauptstadt der Avocado“, kostet ein Kilo der begehrten Früchte 1,40 Dollar – in den Vereinigten Staaten, wohin ein Großteil der Ernte exportiert wird, werden die Avocados schließlich für 1,30 Dollar das Stück verkauft. Diesen wirtschaftlichen Nutzen haben auch die Drogenkartelle erkannt. Sie kaufen die Avocadobestände auf, erpressen Bäuer*innen und setzen die Bevölkerung in der 300.000 Einwohner*innen-Stadt zunehmend unter Druck: Wer etwas Falsches sagt oder tut, bekommt das zu spüren. 297 Morde hat es allein im Jahr 2018 in Uruapan gegeben – der landesweite Durchschnitt lag bei 29,1 vorsätzlichen Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner*innen. „Mein Chef muss heute in Schutzgeld zahlen – so wie jeder hier“, berichtet der Avocadobauer Israel Cuevas dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Kartelle haben die Situation fest im Griff. Auf die Polizei ist kein Verlass – die lokalen Behörden arbeiten in vielen Fällen Hand in Hand mit den Verbrecher*innen. Korruption und Kriminalität sind zwei Probleme, die die mexikanische Regierung auch nach jahrelangen Kriegen und Konflikten bisher nicht eindämmen konnte.

Doch auch vor der Verschärfung der Lage in Michoacán ist der Avocado-Anbau immer wieder in die Kritik geraten. Die kleinen Pflänzchen, die zu bis zu 20 Meter hohen Bäumen heranwachsen können, benötigen Unmengen an Wasser. Große Agrarunternehmen, die das Business beherrschen, bauen immer tiefere Brunnen, verbrauchen die Grundwasserreserven und treiben so kleine Bauern und Bäuerinnen in den Ruin. Für die Umwelt und die Menschen in den Anbauregionen sind die Folgen ebenfalls fatal: Dürren nehmen zu, das Trinkwasser wird knapp. Hierzulande ist es leider den wenigsten bekannt, welche immensen Probleme die Nachfrage nach dem „grünen Gold“ in den Herkunftsländern auslösen kann.

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Bildquelle: Daria Shevtsova on Pexels; CC0-Lizenz