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Gebt uns endlich mehr Bafög, verdammt!

Auf WG-Partys, bei einem Kaffee in der Uni-Cafete oder in der Lerngruppe – immer wieder ist das Barfög Thema unter Studenten. Wen wundert’s? In den letzten drei Jahren haben durchschnittlich 600.000 Studierende jährlich vom Bundesausbildungsförderungsgesetz, oder eben kurz Bafög, profitiert. Dass das Geld, das die Studenten dabei monatlich bekommen, jedoch hinten und vorne nicht reicht, ist mittlerweile selbst bis zur arbeitenden Bevölkerung durchgedrungen.

 

Finanzielle Stützen sind ein Privileg

 

Als ich vor fast vier Jahren mein Studium der Sozialwissenschaften begann, war ich immer knapp bei Kasse. Ich hatte mir zwar im Jahr nach dem Abitur durch Ferienjobs ein, wie ich dachte, ganz gutes Polster angespart von dem ich erst einmal Leben wollte. Doch das war schneller aufgebraucht als ich vermutet hatte. Mein Bafög-Antrag wurde abgelehnt, mein Vater würde zu viel verdienen. Dass unser Verhältnis aber gerade wegen Unterhaltszahlungen und anderen Dingen sehr belastet war, interessierte die zuständigen Behörden nur wenig. Wenn es am Monatsende hart auf hart kam, konnte ich trotzdem auf meine Familie zählen. Ich wusste, irgendwie würde ich das Geld schon zusammen bekommen. Heute halte ich mich mit Nebenjobs über Wasser und kann mich eigentlich nicht beschweren. Doch diese Ausgangssituation ist ein Privileg, dass viele Studierende nicht besitzen.

 

 

Wenn du Bafög beziehen musst, bedeutet das meistens, dass deine Eltern eben nicht die Kohle haben, dein WG-Zimmer zu bezahlen oder deinen Kühlschrank zu füllen. Du bist auf dieses Geld angewiesen. Klar, kannst du nebenher noch arbeiten. Dennoch gibt es viele Studenten, die gerade so über die Runden kommen. Oder eben nicht. Ich kenne einige Kommilitoninnen, die sich in Gruppen treffen und nachts Containern gehen.  Und zwar nicht, weil es grade im Trend liegt, nachhaltig zu sein, sondern weil sie sonst nichts zu essen haben. In was für einem Land leben wir denn, wenn die zukünftige Bildungselite in den frühen Morgenstunden Mülltonnen durchwühlen muss, um was ordentliches im Magen zu haben?

 

Studenten leben meist unter der Armutsgrenze

 

Wir alle wissen, dass der Bafög-Satz nicht ausreicht, um Miete, Lebensmittel und den Internet-Anschluss zu zahlen. Eine Studie des Moses Mendelssohn Instituts belegt, dass studentischer Wohnraum in den letzten Jahren deutlich teurer wurde. Ein WG-Zimmer in deutschen Städten kostet durchschnittlich 355€. Der Bafög-Satz wurde jedoch seit 6 Jahren nicht erhöht. Er sieht eine Wohnkostenpauschale von 250€ vor. Studenten können darüber nur lachen. Für 250€ bekommt man in den meisten Uni-Städten nicht einmal ein 8qm Wohnheimzimmer. Die Armutsgrenze lag in Deutschland 2015 bei 1033 €. Ich persönlich kenne nur wenige Studenten, die pro Monat so viel Geld zur Verfügung haben.

 

Von Seiten der arbeitenden Menschen wird dann häufig eingeworfen, dass es doch auch keine Studiengebühren mehr gibt und wir uns gefälligst nicht beschweren sollen. Ihr habt ja recht! Wir müssen keine Gebühren mehr zahlen, aber das ändert doch trotzdem nichts an der Situation. Als Kind einer „Arbeiter-Familie“ werden dir im deutschen Hochschulsystem einige Felsen in den Weg gelegt. Wenn du nichts gespart hast und dich nicht auf deine Familie stützen kannst, bleibt dir eigentlich nichts anderes, als neben dem Studium zu arbeiten. Und mit 8,50 € die Stunde, reicht eben auch ein Job nicht. Wann sollen wir noch lernen? Wann sollen wir die Zeit haben, um uns in fachfremde Kurse zu setzen? Wann bleibt dann noch Zeit für Leben?

 

Mehr Bafög anstatt höherer Diäten

 

Unsere Regierung muss begreifen, wie wichtig die zukünftige Bildungselite für unser Land ist. Wir müssen aufhören alle Studierende als faule Schnösel zu sehen und verstehen, dass viele unter uns alles tun und tun würden, nur um weiterhin die Uni zu besuchen. Wenn sich die Diäten unserer Politiker jährlich automatisch erhöhen, sollte doch auch der Bafög-Satz an die Bedingungen der Studenten angepasst werden können, oder nicht?

 

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