Bye, bye Bargeld: Ein Pro und Contra zum bargeldlosen Leben

Ein Meinungsabtausch von Jan Karon und Maxi Schmeckel

Warum es ganz ohne Bargeld doch nicht klappt: CONTRA von Maxi Schmeckel

Samstagabend. Endlich sind mal wieder alle dabei – sogar Felix, der jetzt in Düsseldorf studiert. Die Stimmung ist gut, kurz vor der dritten Bar dann der Blick in den Geldbeutel. Mist, schon wieder abheben! Die ganze Truppe also mit zur nächsten Bank. So ist jedenfalls der Plan. Nachdem drei Leute unterschiedliche Wegbeschreibungen gegeben haben, steht man endlich in der Bank, bereit, das blöde Geld abzuheben. „Dieser Automat ist vorübergehend außer Betrieb“, grinst das blöde Ding mir entgegen.

Draußen: „Finn, kannst du mir Geld leihen, der Automat funktioniert nicht.“ Zugegeben, meistens findet man einen Automaten, der funktioniert und einem sofort weiterhelfen kann. Aber eben nicht immer. Gerade auf Reisen ist es manchmal ein Kampf, an Bargeld zu kommen. Wie oft denkt man da: Warum habe ich nicht einfach gleich mehr abgehoben?

Bargeld ist unkompliziert

Bargeld ist etwas Feines. Völlig unkompliziert kann man es in die Hand nehmen und sofort überall und immer bezahlen. Die Karte wird nicht akzeptiert? Mehrkosten wegen der Karte? Gibt es bei Barzahlung alles nicht. Daher kann einem der Plan, das Bargeld weitestgehend aus dem Alltag zu verbannen, wie es etwa in Frankreich oder Schweden gang und gäbe ist, schon ein wenig Angst einjagen. Denn mal ehrlich: Wir gehören noch der Generation an, die den Spruch kennt: Nur Bares ist Wahres. Das mag zwar aus heutiger Sicht reichlich weltfremd anmuten, im Kern aber stimmt diese Binsenweisheit. Denn egal, ob die Banken weltweit zusammenbrechen, alle Automaten dieser Welt gehackt wurden, die Karte verloren wurde oder kaputt ist; Bargeld hilft immer sofort weiter.

Man hat zudem einen besseren Überblick. Ein Fuffi ist ein Fuffi. Ist er weg, ist er weg. Mit einer Karte dagegen muss man oft am nächsten Morgen mit dem Blick auf den Kontoauszug mit Erschrecken feststellen, dass man um drei Uhr morgens noch 100 Euro abgehoben hat, von denen jetzt nur noch 7,55 Euro übrig sind.

Bargeld ist sicher

Ein weiterer unschlagbarer Vorteil ist die Sicherheit. Es gibt diverse unfassbar abgezockte Tricks von Betrügern, die Kreditkarten und auch EC-Karten nutzen, um Konten bis auf den letzten Cent leer zu räumen. Die Zentralbanken sind davor genau so wenig sicher wie der Automat an der Ecke, der mit Ablesevorrichtungen präpariert wurde. Natürlich, auch Bargeld kann geklaut werden, aber hier hat man eine bessere Kontrolle über den Geldbeutel. Will man nicht beklaut werden, dann wird man es meistens auch nicht, wenn man gut aufpasst. Jedenfalls in Deutschland.

In Italien lässt sich seit 2011 nur noch bis zu einem Betrag von 999,99 Euro bar bezahlen. In Frankreich liegt die Grenze bei 1000 Euro. Man ist also gezwungen, bei Großanschaffungen bargeldlos zu bezahlen. Das birgt enorme Risiken: Spätestens seit 2007 die Immobilienblase platzte, was in einer Weltwirtschaftskrise mündete, sollte klar sein, dass man Banken nie grenzenloses Vertrauen entgegen bringen sollte.

Bargeld, quo vadis?

Bisher konnte man in solchen Notzeiten und auch, wenn anderes Übel wie der Negativzins drohte, das Geld einfach abheben. In einer Welt ohne Bargeld fällt diese Option weg. Da bleibt nur das Investment in Sachwerte wie Immobilien. Und genau das wäre die Folge. Anstatt die Konten leer zu räumen und das Geld zuhause zu lagern, würden Tausende in Angst um ihre Ersparnisse das Geld in sichere Ziele investieren. Die Folge wäre ein Kollaps der Banken, die die enorme Abnahme an Wert nicht auffangen können würden.

Weg vom großen Ganzen, zurück in den Alltag: Es ist Winter, ein Bettler ohne Schuhe sitzt zitternd auf der Straße. Ich gebe ihm 10 Euro, damit er sich in ein Café setzen kann und schenke ihm so wenigstens für einen Augenblick ein Stückchen Lebensqualität. Beim Modell der Zukunft wäre das nicht mehr so einfach möglich, denn man hätte nur ein hartes Stück Plastik im Geldbeutel.

Ganz ohne Bargeld geht es nicht. Und sei es nur der Menschlichkeit wegen, die Menschen in Not auf den Straßen dieser Welt vor dem Hungertod oder dem Erfrieren rettet.