How to have a beach body – Have a body, go to the beach

It’s that time of the year again. Die Zeit, auf die wir die vergangenen Monate so eisern und diszipliniert hingearbeitet haben, die wie das Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels voller Schweiß, Verzicht und Selbstbeherrschung ist. Betreten an Silvester, irgendwann zwischen Flaschenbier und Frühstücksdöner, als wir vor eher fragwürdigen Zeugen I have a dream nuschelten und uns fest vornahmen, dieses Jahr wirklich alles zu geben, um sechs Monate später nicht mit Pizza-Plauze und Kuchen-Kinn dazustehen. Es sollte endlich alles anders werden. In unseren Tagträumen sah der Sommer wie eine Beachparty in der Dauerschleife aus – karibisch, unter Palmen, sponsored by Raffaello und Loona, und wir mittendrin: bailando, poseando, selfie-machando.

Ladies and Gentlemen, may I present: die Urlaubssaison

Doch eines schönen Morgens schlägt man die Augen auf und stellt hysterisch fest, dass die ersten sechs Monate des anfangs noch so neuen Jahres schwuppdiwupp vorbei sind, dass man eigentlich so gut wie nichts für die große Mission getan hat und dass man jetzt plötzlich live und virtuell „vorzeigbar“ sein muss. Schließlich rufen der Urlaub, sporadische Hitzewellen und der Rest der Menschheit im Chor: Mach dich nackig! Oder wenigstens so halb… Und dann steht man vor dem Spiegel, schaut an sich herunter und sieht, dass die Reste von Weihnachten und Ostern immer noch an den Hüften hängen – und selbst Shakira weiß: Die lügen eben nicht.

Wie wird man in maximal fünf Tagen 30 Kilo Fett, Orangenhaut, Besenreiser und den Kalksäulen-Look los? Übrigens wünscht man sich ja eigentlich auch noch noch einen Traumjob, den Super-Boyfriend und eine Million in Follower, aber man ist ja realistisch und muss jetzt kleine (Vollkorn)Brötchen backen. Also fängt das Gedächtnis an zu arbeiten und scannt durch sämtliche Lisas, Lauras und Brigittes nach der perfekten Diät, natürlich ganz ohne Jojo-Effekt. Man macht sich auf die Suche nach der perfekten Zaubercreme, natürlich ganz mit Erfolgsgarantie. Und dann holt man sich noch richtig guten Rat, nämlich bei Google. Der Vorteil: Da tippt man dann How to ein und lernt gleich noch, wie man mit einem Mord davonkommt und Quinoa kocht.

Von wirklich jedem und allem versprochen zu bekommen, dass es doch noch klappt, dass wir im Handumdrehen besser aussehen und damit viel glücklicher sind, ist Balsam für die frustrierte, so schnell beschämte Seele. Und man hatte schon Angst, dass man sich so, wie man gerade aussieht, in der Öffentlichkeit zeigen muss… Puuuhhh… Pustekuchen.

Träum weiter

Die Wahrheit ist natürlich eine blöde Kuh und die weiß, dass sich a) vermeintliche Makel nicht mithilfe von Wunschdenken, Speed-Diäten und Hokuspokus-Cremes wegzaubern lassen und b) der Zug für von-heute-auf-morgen-Veränderungen jeglicher Art leider schon abgefahren ist, wahrscheinlich Richtung Süden. Und weil sie manchmal auch klüger ist, als wir denken, weiß sie auch, dass c) die Welt davon nicht untergeht, dass es wichtigere Dinge gibt, dass man jetzt mal wieder seinen kleinen Grips einschalten darf.

Es ist schon ein wenig erschreckend zu sehen, wie der Körper-Wahn gerade zur Mitte des Jahres sämtliche Grenzen des logischen Denkens und Urteilsvermögens überschreitet und das Bild des perfekten Körpers die öffentliche Vorstellung dominiert. Und perfekte Körper sind eben glatt, durchtrainiert und ansehnlich. Schönheit liegt schließlich nicht im Auge des Betrachters, sondern in der allgemeinen, wertvollen Meinung aller, die gerne mal irgendwo ihren schon längst abgelaufenen Senf dazugeben.

Und es ist auch ganz schön erschreckend zu sehen, dass wir nicht nur die eigenen Körper verreißen und unsere Selbstliebe ohne zu zögern das Klo runterspülen, sondern die eindimensionalen Ideale auch auf andere übertragen. Das sind Promis oder Fremde am Strand, Pool oder See, Menschen mit Cellulite-Po und Speck-Bauch. Menschen, die sich doch tatsächlich trauen so (!) wie sie sind rauszugehen und sich dabei noch nicht mal schämen. Ganz im Gegenteil: Sie scheinen den Moment auch noch zu genießen. Unglaublich.

Shame on you Body Shaming

Für einen gesunden Körper dankbar zu sein sollte selbstverständlich sein. Eigentlich. Aus gegebenem Anlass und weil die Freiluftsaison gerne unsere Sinne zu benebeln scheint, schadet es aber auch nicht, uns mal wieder selbst zu erinnern. Nämlich daran, dass wir überhaupt einen Körper haben, der uns ans Meer, an den See, in die Welt und ins Leben tragen kann, der gesund ist und funktioniert und uns mit kleinen Winken zeigt, was er gerade braucht. Unser Körper ist ein kleines Wunder, das tagtäglich so viel für uns leistet. Also lasst uns das doch einfach mal wieder mehr anerkennen.

Dazu gehört zwar auch, auf ihn aufzupassen und ihn regelmäßig mit frischer Luft, Bewegung und Vitaminen zu füttern. Aber was gerade jetzt im Sommer noch viel wichtiger ist: einfach zu genießen. Die vielen kleinen und großen Dinge, die uns Spaß machen, die uns dabei helfen, aufzutanken und loszulassen, Erinnerungen zu schaffen und schlicht und einfach zu leben. Weil die Zeit wirklich zu kostbar ist, um sie mit Körperwahn, Selbstquälerei und Fremdanalysen zu verbringen. Und weil der Effekt doch im Endeffekt für jeden Körper der gleiche ist. Und weil glückliche Körper doch die allerschönsten Körper sind.

Wen das nicht überzeugt und wer dennoch wissen will, wie er nun endlich und mal ein bisschen pronto die perfekte Strandfigur bekommt, der möge doch Google um Rat bitten und die Zauberformel finden – und sie für sich behalten. Danke!

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Bildquelle: Dani Vivanco via Unsplash