Ein Tag als Kontrolleur

Ein Tag als Kontrolleurin in den Straßenbahnen

Unehrlichkeit kostet mehr

Kurz darauf pfeifft es durch die Tram. Ein junger Mann, Anfang 20, mit roten Haaren und gebrochenem Deutsch kann seinen Fahrschein nicht finden. Er wühlt verwirrt in seiner Tasche. Beim Verlassen der Bahn nimmt er plötzlich seine Cap ab und packt sie in seinen Rucksack. Noch auffälliger kann man sich kaum aufs Wegrennen vorbereiten. Doch natürlich ist das auch dem Team nicht entgangen. Nahe bei ihm steigen wir aus und versperren ihm den Weg. Seinen Ausweis habe er auch vergessen. Alles, was er anbieten kann, ist eine Kreditkarte. „Sowas ist immer schwierig, weil wir nicht sicher wissen können, ob es wirklich seine Karte ist“, meint Martin. Der Rotschopf erklärt sehr nervös, dass er aus Spanien komme und nur zu Besuch in Deutschland sei. Er würde bei einem Bekannten übernachten und sei hier nicht gemeldet. An die Adresse des Bekannten kann er sich allerdings nicht erinnern. Auch mit dem Namen scheint er sich schwer zu tun. Letztendlich legt er sich fest und nennt den schlechtesten falschen Namen, den ich je gehört habe: Jonny Broskin. Mit einem kurzen Anruf werden die Angaben von der Polizei überprüft. Das Ergebnis ist wenig überraschend. In Augsburg lebt niemand unter dem Namen Jonny Broskin. Er nennt noch ein paar weitere Adressen, aber keine davon existiert.

Daraufhin wird die Polizei verständigt während wir mit dem Jungen an der Haltestelle warten. Er versteht nicht wirklich, wieso die Beamten notwendig sind. „Why can’t you just give me the fine and I’ll pay the 60€?“ Martin erklärt ihm ganz sachlich, dass die Polizei immer gerufen wird, wenn jemand keine oder falsche Angaben macht. Daraufhin lässt er sich angepisst auf die Haltestellenbank fallen. Als die Polizei eintrifft, passiert etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Der rothaarige angebliche Spanier zieht plötzlich zuerst einen Führerschein und dann seinen italienischen Pass aus der Tasche. Wie sich herausstellt, ist er doch in Augsburg gemeldet, lebt und arbeitet seit Jahren in der Stadt. Warum er diese Angaben nicht gleich von Beginn an gemacht hat, verstehen wir alle nicht. Schließlich kostet ein Polizeieinsatz den Schwarzfahrer eine gute Stange Geld. „Das Lügen in solchen Situationen kostet viel Zeit und Nerven. Es hält uns auf. In der Zeit hätten wir auch ein paar andere Schwarzfahrer erwischen können“, beschwert sich Gerd später.