Children Unplugged (11)

Bilder: Children Unplugged – Natur statt Bällebad

Die Wiese zwischen den Zehen spüren, wildes Herumklettern auf Bäumen und monatelanges Werkeln am neuen Baumhaus – all das sind Dinge, die besonders den Stadtkindern unter uns mittlerweile völlig unbekannt sind. Die liebevolle Waldschnitzeljagd auf Kindergeburtstagen wird durch einen unspektakulären Schwimmbadbesuch, das Bällebad bei McDonald’s oder einen Kinobesuch eiskalt ausgetauscht. Den Kindern bleiben spannende Erlebnisse vorenthalten, denn den Gruselfaktor von Nachtwanderungen durch den finsteren Wald kann selbst der schlimmste Horrorfilmabend nicht toppen. Dass Kinder in der Natur aufwachsen und im Dreck spielten, gehörte früher einfach dazu. Im Zeitalter der Helikopter-Eltern werden solche Erlebnisse nur noch unter strengsten Beobachtungen durchgeführt – am besten in einem umzäunten Waldgelände mit unzähligen Aufpassern. Was würde passieren, wenn der kleine Simon ein bisschen Erde in den Mund bekäme? – Gar nichts! Aber solch eine Gelegenheit bekommt das Goldstück der Eltern gar nicht mehr.

 

Children „Unplugged“

 

Die Fotografin Niki Boon dokumentierte schon in ihrer „Childhood in the Raw“ Fotoreihe das Aufwachsen ihrer Kinder in der Natur, ganz ohne Playstation, Tablet oder sonstigem Technikkram. Ein ähnliches Projekt wurde nun von der polnischen Fotografin Agnieszka Mauszczyk ins Leben gerufen. Sie wollte dem Stadtkind-Trend entgegenwirken und kaufte ein Fleckchen unberührter Natur mitten in Polen. Mindestens einmal im Jahr versammeln sich hier nun Freunde und Familie und genießen gemeinsame Abende am Lagerfeuer, das Herumliegen auf der Wiese und die Begegnungen mit diversen Tieren. „Ich konnte wunderbar beobachten, wie die ganzen Kinder völlig aufblühten, keiner vermisste auch nur irgendein Technik-Spielzeug“ berichtet Agnieszka gegenüber ZEITjUNG. „Zuvor kannten die Kinder nur Ferien in All-Inclusive Hotel-Bunker mit Animationsprogramm, Swimmingpool und 24/7 Bespaßung. Auf dem Land waren die Sprösslinge völlig sich selbst überlassen und konnten endlich mal wieder kreativ werden und sich selbstständig beschäftigen – ganz ohne nervige Aufpasser. Die Kinder haben es geliebt und wollten ihre Ferien ab jetzt immer auf dem Land verbringen“ erzählt sie stolz.

Die letzten sechs Jahre der Landerfahrungen hat Agnieszka nun in ihrer Fotoreihe „Children Unplugged“ zusammengefasst – die Bilder sprechen für sich.