BORGA: „Diese Geschichte ist echt“

ZEITjUNG: Du als Ghanaer in Ghana ist, wie du einmal gesagt hast, nur eine deiner drei Lebenswelten, denn du bist auch der Ghanaer in Deutschland und der Deutsche. Entsprechend hast du auch verschiedene Arten von Familien mitbekommen. Familie ist ja das zentrale Thema in BORGA. Was machen Ghanaer aus dem Begriff Familie, und was Deutsche?

York: Ich glaube, im Kern sind die Familiengefühle total ähnlich, das merkt man auch an uns beiden. Das klingt jetzt vielleicht blöd und ist vielleicht nicht gleich offensichtlich, aber BORGA hat auch total viel von meiner eigenen Geschichte…

Eugene: Das klingt nicht blöd!

York: …ich bin zum Beispiel der Jüngste in meiner Familie, meine Brüder sind sieben und zehn Jahre älter. Und ich kenne dieses Gefühl, da mitschwimmen zu wollen, um Anerkennung zu bekommen und dazuzugehören, obwohl man von seiner Entwicklung noch gar nicht so weit ist, dass man da mithalten könnte. Da muss man sich eben so Tricks überlegen. Das Familienbild ist dahingehend sehr ähnlich. Ich glaube, worin es sich unterscheidet, ist, dass die ghanaische Familie sozialer untereinander ist. Dieses untereinander kümmern, diese Verantwortung untereinander, die ist viel größer, die ist in der deutschen Familie weniger groß. Wobei ich auch glaube, dass sich das auch vor allem in den letzten hundert Jahren verändert hat, also ich glaube, das war früher mehr. Wir sind mehr zu Individualkämpfern geworden. Natürlich verbindet Familie immer noch, auch in Deutschland, aber ich glaube, das ist nicht mehr so stark wie früher. Wir haben auch nur noch ganz wenige Drei-Generationen-Haushalte, die früher üblich waren. Das gehört in Ghana zum normalen Leben dazu, da wohnen auch noch die Urenkel mit der Urgroßmutter zusammen.

Kojo (Eugene Boateng, l.) freundet sich mit Choga (Thelma Buabeng) an; © Chromosom Film GmbH

Eugene: Ich erinnere mich gerade, wo du darüber sprichst, wie schockiert ich als Kind immer bei deutschen Familien war, als ich mitbekommen habe, wie Dinge getrennt wurden. Ich habe das nie verstanden, weil das bei uns alles immer selbstverständlich war. Das ist dein Bruder, Punkt. Das ist deine Schwester, deine Mutter, dein Vater, und so laufen die Dinge. Da gibt es einfach keine Diskussion drüber. Da muss ich dran denken, wo du das gerade ansprichst.

ZEITjUNG: Wenn ihr es auf den Punkt bringen müsstet: Was ist die Aussage von dem Film BORGA?

Eugene: Die Aussage von dem Film BORGA: Egal, was du tust,…

York: …tu es für deine Familie!

Eugene: Dankeschön! (Beide lachen)

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Bildquelle: ©AcrossNationFilmverleih, Bild: Dennis Krahwinkel