China: Soziale Gerechtigkeit durch systematische Bewertung?

Wie funktioniert das Social Scoring genau?  

Jede*r Bürger*in besitzt ein Startkapital von 1000 Punkten. Maximal kann man 1300 Punkte erzielen. Aufsteigen kann man, wenn keine Schulden hat oder sie fristgerecht zurückzahlt, ehrenamtlich arbeitet, ältere Familienmitglieder pflegt und Blut spendet. Absteigen, also Punkte verlieren, kann man, wenn man bei Rot über die Ampel geht, betrunken Auto fährt, seine Eltern nicht regelmäßig besucht  und tatsächlich auch wenn man in Online-Spielen cheatet. Mit 600 Punkten hat man die untere Grenze erreicht und muss mit diversen Konsequenzen rechnen. Zum einen mit der öffentlichen Bloßstellung, die sich äußern kann, indem man auf bestimmten Listen steht oder in Sozialen Netzwerken als Systemuntreu gepostet wird. Wenig Punkte zu besitzen heißt, besonders Systemunkonform zu sein und so landet man auf der Schwarzen Liste.

Menschen auf der Schwarzen Liste werden teils Sozialleistungen verweigert, bekommen weniger Zugang zu Krediten, eine Sperre für Jobs im öffentlichen Dienst, keinen Zugang zu Privatschulen, Ausschluss von der Buchung von Flügen und Zügen und einen behördlich vorgeschriebenen Klingelton. So kurios es auch klingt, es macht einen systemunkonformen Menschen „sichtbar“ für die Menschen drum herum. Und das öffentliche Bloßstellen ist, wie erwähnt, Teil des gesellschaftlichen Wandels. Auf der anderen Seite erfährt man diverse Vorteile, wenn man auf der Roten Liste, also der Liste der Systemkonformen Menschen, steht. Alle mit sehr vielen Punkten bekommen bessere Arbeitsplätze, schnelle Beförderungen, billigere öffentliche Verkehrsmittel, kürzere Wartezeit in Krankenhäusern, bessere Wohnungen und Steuererleichterungen.

Ein Projekt mit Expansionschancen?

Es ist ohne Frage ein diskutables Projekt der Regierung Chinas. Es sollte jedoch nicht zu früh geurteilt, sondern vorerst die Unterschiede in den Werten der Gesellschaft abgeglichen werden. Der Westen schmückt sich gerne mit dem großen Wort Freiheit. Doch bedeutet Freiheit eben nicht gleich Gerechtigkeit. Es schließt sich auch nicht aus, aber ist unser Kapitalismus tatsächlich die bessere Alternative? Es muss jedoch auch gesagt werden, dass das Social Credit System auch ganz sicher Schlupflöcher für die Reichen und Mächtigen Chinas hat. Und vor allem wirst du als Kind einer Person der Schwarzen Liste sicher einige Schwierigkeiten haben, da du eben keinen Zugang zu guten Schulen hast und dann sind wir beim allzu bekannten Thema der Chancenungleichheit. Und da bietet das Bewertungs-System auch keine Lösung.

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Bildquelle: Scott Webb on Pexels; CC0-Lizenz