Lebensentscheidung

Ehe, Kinder, Arbeit: Was, wenn das nicht mein Weg ist?

Nine to Five, Ehe, Kinder, und natürlich Eigenheim – das ist die herkömmliche Vorstellung vom guten Leben, von der uns seit jeher beigebracht wurde, dass sie richtig ist. Es steht quasi außer Frage, dass man sein Leben in Deutschland verbringt und sich letztendlich auch dort niederlässt. Aber was, wenn ich das nicht will?

Simple Frage, simple Antwort: Wenn du etwas nicht willst, dann mach es nicht. Klar, sagt sich so leicht. Aber, willkommen in der Wirklichkeit: In der Realität gestaltet sich das leider alles andere als leicht.

Ich habe von ein paar meiner Freund*innen gehört, dass sie sich nicht vorstellen können, ihr Leben in Deutschland zu verbringen, und dass sie stattdessen auswandern wollen – nach Frankreich, nach Italien oder Skandinavien. Aber sie alle sagen, dass sie das ihren Eltern nicht antun können. Denn, um der Wahrheit ins Auge zu blicken: Für die meisten Eltern ist es bereits schwer genug, wenn ihre Sprösslinge nur in eine andere Stadt innerhalb Deutschlands ziehen. Das ist schließlich viel zu weit weg. Was soll mit den Enkeln werden, und überhaupt: Muss das denn wirklich sein?

Diese Gedanken sind natürlich total verständlich. Wenn ich Kinder hätte, würde ich es auch bevorzugen, wenn diese Kinder für immer in derselben Stadt leben würden wie ich. Und so ist dieses Szenario das, worauf unsere Eltern hoffen, und was sie uns – unbewusst oder bewusst – versuchen, mit auf den Weg zu geben.

Und tatsächlich haben viele junge Menschen auch noch immer diese Idealvorstellung. Na gut: vielleicht abgesehen vom Nine-to-Five-Job. Der scheint generell aus der Mode gekommen zu sein. Jedenfalls kenne ich niemanden, der darauf beharrt, diese Art Job machen zu wollen. Aber viele junge Menschen sehen ihre Zukunft trotz Globalisierung, trotz aller Fremdsprachenkenntnisse und trotz Reiselust und Fernweh noch immer in Deutschland. Deutschland ist schließlich der Ort, an dem die Familie ist, an dem Zuhause ist, und an dem sie dementsprechend auch eine Familie gründen und ihr ein Zuhause bieten möchten.

Aber Fakt ist: Auf der Welt gibt es noch andere Orte als Deutschland. Und tatsächlich – unfassbar, aber wahr – gibt es Menschen, die sich eher vorstellen können, an einem dieser vielen Orte zu leben.

(Ganz zu schweigen davon, dass natürlich auch nicht jeder Mensch eine Familie gründen möchte und allein aus diesem Grund nicht die Idealvorstellung von Hund, Haus, Kinder erfüllt, die sicher die meisten Eltern insgeheim haben. Aber das ist nochmal ein ganz anderes Thema.)

Nur sind die jungen Menschen, die sich eben nicht vorstellen können, in Deutschland zu bleiben, meinem Eindruck nach klar in der Unterzahl. Und das macht es schwerer, tatsächlich zu gehen – weil das, was als „normal“ erachtet wird und was gemessen an der Zahl der Menschen mit diesem Wunsch wohl auch tatsächlich „normal“ ist, nun einmal noch immer die eben umschriebene Traumvorstellung aller Eltern ist.