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Sind Einzelsportler eher anfällig für Depressionen als Teamsportler?

„Wieso eigentlich ich?“, „Die Anderen können mich sowieso nicht verstehen!“, „Wann hört es endlich auf?“. Solche und ähnliche Fragen sind erste Anzeichen für depressives Verhalten, wenn sie vermehrt bzw. dauerhaft auftreten. Schlafstörungen, Schuldgefühle, innere Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten werden ebenfalls zu den Symptomen gezählt, wenn von Depressionen die Rede ist. Verantwortlich sind sowohl Belastungsfaktoren, die von innen kommen als auch solche, die von außen an einen selbst herangetragen werden. Ein unverarbeitetes Trauma oder auch hohe Anforderungen im Job/Studium können Ursachsen für depressive Phasen darstellen. Doch was hilft dagegen? Therapie, Arbeitserleichterung, Ernährung und Sport können helfen, aus der gedanklichen und psychischen Zwickmühle herauszukommen. Heißt das jetzt, dass Spitzensportler von Depressionen verschont bleiben? Mitnichten.

 

Unterschied zwischen Einzel- und Teamsport

 
Die TU München hat erst vor kurzer Zeit eine Studie präsentiert, in der untersucht wurde, ob eher Einzelsportler oder eher Teamsportler anfällig für Depressionen sind. Unter der Leitung von Prof. Jürgen Beckmann, der zudem den Lehrstuhl für Sportpsychologie innehat, konnte das Forscherteam herausfinden, dass es eher die Einzelsportler sind, die mit Depressionen zu kämpfen haben. Einer der Gründe: Einzelsportler schreiben sich Niederlagen und Fehler eher selbst zu, als Teamsportlern, so Beckmann. In einem Team kommt es somit eher zu einer Verteilung der Verantwortung – sowohl für Siege und Erfolge als auch für Niederlagen und Fehler. Die sogenannte Attribuierung ist also eine andere und ist mitverantwortlich für aufkommende Depressionen.

 

Depressionen bei Spitzensportlern nicht selten

 

Vor allem im Spitzensport, wo hohe und konstante Leistungen ausnahmslos erwartet werden, ist der Druck sehr hoch. Beispiele für derartige Vorkommnisse: Der Profi-Golfer John Daly, der bisher zweimal die „Majors“ gewinnen konnte, ist nicht nur für seine besonderen Abschläge bekannt, sondern auch für seinen extravaganten und lasziven Lebensstil. Mit Spielsucht, Alkoholproblemen und Depressionen hatte der US-Amerikaner zu kämpfen, der in etwa 55 Millionen Dollar in Casinos verspielt haben soll. Ein ebenfalls bekanntes Beispiel ist Ricky Hatton. Der ehemalige britische Boxer spielte mehrfach mit dem Gedanken, sich umzubringen und verfiel dem Alkohol. Beide Sportler haben ihre Probleme, Gedanken und Zeiten der Orientierungslosigkeit mit dem Schreiben von Büchern verarbeitet, um so ihrem Kummer Luft zu machen. Einer der bekanntesten Sportler der heutigen Zeit dürfte der US-amerikanische Schwimmer Michael Phelps sein. Der Ausnahmeathlet, der in Statistiken zur Weltspitze gezählt wird, wenn es um gewonnene Olympia-Medaillen geht, sprach nach den Olympischen Sommerspielen 2012 über seine psychischen Probleme. „Ich war an einem wirklich dunklen Ort. Ich wollte nicht mehr weiterleben“, gab der Schwimmer zu und erzählte von zahlreichen Suizidgedanken. Publik wurde zudem, dass Phelps betrunken ins Auto stieg, von der Polizei angehalten wurde und daraufhin zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
All dies zeigt, dass auch Spitzensportler, Großverdiener und Stars nicht von Depressionen verschont bleiben. Geld, Berühmtheit und (zumindest sportliche) Anerkennung sind eben nicht alles im Leben.

 

 

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Bildquelle: Abigail Keenan via Unsplash cc0 Lizenz