Entscheiden-Denken-Tipps-

9 Fragen, 9 Antworten: Wie kann ich einfacher Entscheidungen treffen?

  • Entscheiden-Denken-Nudge-Theorie-Manipulation

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    Laut der Nudge-Theorie von Richard Thaler und Cass Sunstein kann man Menschen einen Schubser in die richtige Richtung geben. Wie ist das einzustufen?

    Nikil Mukerji: Nudging ist seinem Wesen nach immer manipulativ. Es geht ja darum, Entscheidungsumgebungen so zu gestalten, dass die Menschen durch Faktoren, die ihnen nicht bewusst sind, in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Ethisch ist das problematisch – besonders dann, wenn das Nudging den wohlverstandenen Interessen der „Genudgten“ widerspricht. Anlagenberater nutzen Nudging-Techniken z.B. gerne aus, um ihre Kunden zur Unterschrift zu bewegen. Damit versuchen sie, in erster Linie, Umsatz zu generieren und nicht ihren Kunden zu helfen. Deswegen halte ich das für problematisch. Wenn der Staat so etwas macht, ist das potentiell noch schlimmer. Denn wir können uns gegen einen Anlageberater entscheiden, aber nicht –oder nur sehr eingeschränkt– gegen unseren Staat. Es gibt aber auch Fälle von Nudging, die aus meiner Sicht zu befürworten sind. Ein Beispiel wäre eine Reform der Organspende in Deutschland. Die Idee ist, dass du automatisch eingetragen bist und aktiv „Nein“ sagen musst, wenn du kein Spender sein möchtest. In Ländern, die diese Regelung haben, gibt es viel mehr Organspender. Das ist zwar manipulativ, aber es schadet niemandem und rettet sogar Leben. Da sagt mir meine ethische Urteilskraft: Das sollten wir machen! Nudging kann also meines Erachtens legitim sein. Es, kommt aber immer auf den Einzelfall und die jeweiligen Motive an.