Party-Nacht-1

Die Kinder, die unsere Eltern nie wollten

Fang bloß nicht an zu rauchen, haben sie gesagt. Wir haben uns die Zigarette angezündet. Dann trink wenigstens nicht so viel, haben sie es erneut versucht. Wir haben die zweite Flasche Wein geöffnet. Bitte iss nicht so spät nachts, bitte such dir immerhin eine anständige Wohnung und treib dich nicht in fremden Betten herum, haben sie sich ein letztes Mal aufgebäumt. Wir sind in eine abgefuckte WG einzezogen und haben uns nach der Party ein Spiegelei gebraten. Zwischen dreckigem Geschirr. Das Bett haben wir geliehen vom Vormieter. Einem Fremden.

Unsere Eltern haben sich sicher vieles anders vorgestellt. Das beweisen auch Élodie Bambi Tanns herrlich authentische Fotos der Generation Y, die gediegen „Fuck it!“ sagt und Spaß hat, solange sie noch kann. In ihrer Fotoserie „La théorie de l’échec“ skizziert die französische Fotografin das Leben junger Erwachsener in Le Havre, London, Berlin, Rouen und Paris. Ihre Bilder erzählen von Partys, Alkohol, Drogen, Sex, fettigem Haar und pickliger Haut.

 

Die Schönheit der Jugend liegt im Chaos

 

Und die Schönheit der Jugend liegt doch auch nicht unbedingt in dem, was wir richtig machen, sondern darin, dass wir Fehler machen können. So findet auch die Fotografin ihre Motive in Schmutz und Chaos statt in inszenierter Perfektion: „Tann has no use for glamorous and seductive imagery; instead, she explains, she searches for significance in chaos, pulling beauty from what might otherwise be repulsive. Her use of the flash imbues each frame with an sense of urgency and immediacy, leaving her subjects naked and defenseless against her gaze“, fasst Feature Shoot die Arbeit der Fotografin zusammen. Dabei ist es auch die Tatsache, dass die meisten der Bilder ihre eigenen Freunde zeigen, die Tanns Arbeiten Authentizität verleiht.

Damit ist „La théorie de l’échec“ eine Geschichte von Versagen und Besiegen, von flüchtigen Begegnungen und Einsamkeit, von langen Abenden und kurzen Nächten. Eine Geschichte, die wir sicher alle kennen. Aber verdammt, scheißen wir drauf! Weil wir nicht wollen, dass der Abend jemals endet! Weil wir eben nachts um fünf Lust haben auf ein Spiegelei! Weil wir lieber morgen aufräumen! Weil das Mädel auf der Party so nett war! Einfach, weil wir es können! Deal. With. It.