Psyche Depression Titel

9 Fragen, 9 Antworten: Psychische Erkrankungen auf der Arbeit

Wenn du einen Gips trägst, weil dein Bein gebrochen ist, nimmt jeder automatisch Rücksicht. Wenn du aber an einer Depression leidest, weiß das oft keiner. Das eine ist sichbar, das andere nicht. Du müsstest darüber reden, um die Erkrankung sichbar zu machen. Doch das fällt oft nicht leicht, gerade gegenüber dem Arbeitgeber. Denn das Thema „Psychische Erkrankung am Arbeitsplatz“ löst häufig Unsicherheit und Ängste aus – bei allen Beteiligten, egal ob bei der erkrankten Person selbst, ihren Kollegen oder dem Chef. Todgeschwiegen werden darf es dennoch nicht: Denn in Deutschland leiden laut einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit etwa 13% der Frauen und etwas über 6% der Männer zwischen 18 und 64 Jahren an Depressionen – nur eine von vielen psychischen Erkankungen. An dieser Stelle muss ein deutlicher Unterschied gemacht werden zwischen leichten depressiven Verstimmungen, wie etwa Trauer, Trennung, Überlastung, und der Krankheit Depressionen. Geholfen werden muss aber beiden Gruppen – und auch den Arbeitgebern, der überlasteten oder erkrankten Person.

Deshalb hat ZEITjUNG nachgefragt: Bei Carsten Burfeind, einem Coach, der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zum Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ berät. Und bei Professor Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Deutsche Stiftung Depressionshilfe. Dieser hat unsere Fragen im Hinblick auf die spezielle Erkrankung Depression beantwortet.

 

  • Psyche Depression Gesellschaft

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    Wieso sind psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer noch nicht so anerkannt wie physische?

    „Weil psychische Erkrankungen nicht sichtbar sind und den zwischenmenschlichen Umgang verändern“, meint Burfeind. Es ist für Betroffene oft schwieriger, zu äußern, was in ihnen vorgeht. Und für Außenstehende wiederrum ist es schwierig, sich in ihre Lage hineinzuversetzen. Dieses Spannungsfeld macht Menschen unsicher und führt zu Unverständnis. Speziell Depressionen werden von vielen immer noch nicht als Erkrankung anerkannt, sondern als Reaktion auf bestimmte Lebensumstände wahrgenommen. Das sei aber falsch, so Hegerl von der Deutschen Stiftung Depressionshilfe. Denn auch Menschen mit wunderbaren Lebensumständen können aufgrund einer Veranlagung an einer Depression erkranken. Um so wichtiger sei es, diese Krankheit auch als solche anzuerkennen.