Génération perdue: Frankreichs verlorene Jugend

„Sei die Veränderung“

 

„Ich habe Angst. Die Rechten sind stark wie lange nicht mehr, es gibt schrecklichen Terror in Europa und vielen in unserem Alter fehlt die Perspektive“, sagt Mathilde, die ich seit meiner Kindheit kenne. „Wir müssen versuchen, etwas zu verändern.“ Sie und ihre Freunde sind viel politischer als die Mittzwanziger in Deutschland. Trotz AfD. Denn in Frankreich fühlen sie Bedrohung unmittelbarer als hierzulande. Genau deshalb reden sie über Politik, über Umverteilung und Integration, wenn sie bei beißendem Wind draußen in der Wärme des Café Babylone sitzen. Es gibt ein preisgekröntes Buch von Patrick Modiano, das „Im Café der verlorenen Jugend“ heißt. Darin geht es um die zerrissene Louki, die in einem Café Zuflucht findet. Im Babylone dagegen, anders als im Café Condé in Modianos Werk, finden Mathilde und die anderen keine Zuflucht. Stattdessen sprechen sie darüber, wie es weitergeht mit ihnen und ihrem Land. Denn trotz allem glaubt Mathilde nicht, dass sie Teil der „Génération perdue“ ist, sondern vielmehr, dass es in der Hand ihrer Generation liegt, etwas zu tun.

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt“, sagte schon Gandhi. Im Sommer werde ich Mathilde und Thibault besuchen und mit ihnen darüber reden. Wir werden feiern. Denn die beiden sind dann mit ihrem Studium fertig. Vielmehr als das Vergangene werden wir aber die Zukunft feiern. Denn vor ihnen liegt ihr ganzes Leben. Mathilde und Thibault sagen, sie freuen sich drauf. Trotz allem. Und genau diese Freude scheint stärker zu sein als die Angst. Und so ist das Café Babylone kein Ort der Verlorenen, sondern Treffpunkt der „Génération future“, der Generation Zukunft.


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Bildquelle: Unsplash unter CC0-Lizenz