Freiwilligenarbeit fördert die Genesung von Suchterkrankungen

Die Genesung von einer Sucht kann ein Prozess sein, der eine lebenslange Verpflichtung zur Nüchternheit und Selbstkontrolle erfordert. Sobald Genesende die Reha verlassen, liegt zumeist ein noch langer und steiniger Weg vor ihnen.

Die Rückkehr in die Gesellschaft kann mitunter auch sehr schwierig sein. Während einige ehemalige Süchtige Schwierigkeiten haben sich an einen passenden Job zu gewöhnen, den sie früher einmal aufgegeben haben, sind viele andere arbeitslos. Aber der Stress keine Arbeit zu haben, kann sich nachteilig auf die Gesundheit eines genesenden Süchtigen auswirken und dazu führen, dass diese Personen in Depressionen schlittern auf Grund der enormen Menge an freier, ungenutzter Zeit. Dies könnte im Hinblick auf einen Rückfall gefährlich und für ihre Genesungsbemühungen katastrophal sein.

Eine gute Möglichkeit die eigenen vier Wände zu verlassen, um die Freizeit sinnvoll zu verbringen und die Kluft zwischen Arbeitslosigkeit und Beschäftigung zu überbrücken, ist jeder Art von Freiwilligenarbeit. Selbst nur ein paar Stunden geleisteter Arbeit pro Woche können sehr hilfreich für den Freiwilligen, aber auch für die Empfänger der Hilfe sein.

Das Gefühl von Bedeutung, Gemeinschaft und Zugehörigkeit vermitteln

Die Freiwilligenarbeit kann genesenden Süchtigen helfen, ihr Zugehörigkeitsgefühl zurückzugewinnen, das sie während ihrer Zeit in der Rehabilitation und während der Kämpfe gegen ihre Sucht möglicherweise verloren haben. Anderen in Zeiten der Not etwas zurückzugeben kann nicht nur das Selbstwertgefühl erhöhen, sondern auch ein Gefühl der Zielstrebigkeit schaffen, was eine große Hilfe für diejenigen sein kann, die sich wieder in die Gesellschaft integrieren wollen. Ein Sinn im Leben gibt den Betroffenen nicht nur einen Grund morgens aufzustehen, sondern kann bestimmte Lebensentscheidungen einleiten, die das persönliche Verhalten beeinflussen, Ziele abstecken und Orientierung im weiteren Leben ermöglichen.

Gefühle der Einsamkeit und Isolation von der Familie, Freunden und sogar der Gesellschaft im Allgemeinen sind im Kampf gegen Sucht üblich und dies kann sich sowohl auf die geistige als auch auf die körperliche Gesundheit nachteilig auswirken. Freiwilligenarbeit sollte als ein Sprungbrett angesehen werden, um wieder in die Gemeinschaft zurückzukehren. Sie gibt auch den Genesenen die Möglichkeit, sich mit anderen, oft positiven Einflüssen, auseinanderzusetzen, und sich als Teil von etwas Größerem zu fühlen.

Wichtige berufliche und soziale Verbindungen

Der Aufbau von Freundschaften und Bindungen zu anderen Mitmenschen kann für diejenigen, die sich isoliert und einsam fühlen, von großem Wert sein. Durch Freiwilligenarbeit mit anderen Personen, die eventuell dieselben Hobbys und Leidenschaften teilen, oder die einfach nur Gleichgesinnte sind, können die von der Sucht geheilten wichtige soziale Kontakte knüpfen, wodurch sie sich integrierter und akzeptierter in der Gesellschaft fühlen.

Während Freiwilligenarbeit eine wunderbare Möglichkeit ist, mit anderen sozial zu interagieren, ist es gleichzeitig auch eine großartige Chance bei einer bedeutenden Organisation seinen Fuß in die Türe zu stellen, denn dort könnte sich in naher Zukunft schon eine Jobmöglichkeit auftun.  Auch wenn die ehrenamtliche Tätigkeit später nicht zu einem Vollzeitjob führen muss, kann sie den Weg erleichtern mit anderen Unternehmungen und Personen in Kontakt zu treten.

Menschen in ähnlichen Situationen helfen

Wenn sich ehemalige Süchtige freiwillig in Genesungszentren engagieren, bietet dies nicht nur eine großartige Möglichkeit der Gemeinschaft etwas zurückzugeben, sondern kann der Erfahrung sowohl des Patienten als auch der Freiwilligen eine völlig neue Dimension verleihen. Es kann eine sehr lohnende Erfahrung sein, diejenigen zu beraten und zu unterstützen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie einst die Süchtigen. Aus Erfahrung zu sprechen und ohne Urteil oder Kritik zuzuhören kann auch für den Patienten von großem Vorteil und Nutzen sein.

Die Fortschritte, die die genesenden Süchtigen gemacht haben, können als Inspiration und Motivation für diejenigen angesehen werden, die noch am Kämpfen sind. Während diejenigen, die sich von Drogen- oder Alkoholmissbrauch erholen, die wohl am gängigsten Suchtverhalten, wurde auch beobachtet, dass diejenigen, die sich von Verhaltensabhängigkeiten wie problematischem Glücksspiel erholen, sehr oft von dieser Hilfe profitieren. Gordon Moody, eine britische Wohltätigkeitsorganisation, die Menschen hilft, die Spielsucht bekämpfen, hat herausgefunden, dass sich viele ehemalige Spielsüchtige freiwillig bei der Organisation gemeldet haben und wertvolle Einblicke in den Genesungsweg für diejenigen geben, die noch mittendrin sind.

Ein weiterer Vorteil der Freiwilligenarbeit in einem Genesungszentrum besteht darin, dass die Anwesenheit in einer Umgebung, die aktiv von der Sucht abhält, dazu beitragen kann, einen Rückfall für den genesenden Süchtigen zu erschweren. Es kann auch ein wichtiger Anreiz sein, „clean“ zu bleiben.

Schlussbetrachtung

Auch wenn der Weg zur vollständigen Genesung ein wahrlich steiniger ist, kann es eine großartige Möglichkeit sein, jemandem auf seinem eigenen Weg zu helfen, positive Entscheidungen zu treffen, einen Sinn im Leben wieder aufkeimen zu lassen und von anderen Menschen umgeben zu sein. Freiwilligenarbeit bedeutet nicht nur viel Persönliches der Gemeinschaft zu geben, sondern auch in sich selbst zu investieren.

Obwohl die Freiwilligenarbeit viele Vorteile hat, ist es wichtig, dass jeder, der sich von einer Sucht erholt, seinen Berater oder Therapeuten kontaktiert, bevor er sich an einem solchen Projekt beteiligt.

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