Nicht immer begleiten dich manche Freunde ein Leben lang. Bild: Unsplash

Im Mai ist bei mir wieder schlecht: Freundschaften unter Erwachsenen

Wie konnte sich das so sehr verändern?

Bis nach meinem Bachelor dachte ich lange, dass es nun immer so weitergehen würde. Manche Freunde blieben, andere gingen. Meine Mutter nannte das Lebensabschnittsgefährten. Für mich klang das erstmal nach Herr der Ringe und trotzdem hatte sie Recht. Man trifft Menschen häufig auf gemeinsamen „Missionen“. Sei es die Uni, die Wohnungssuche, der Sportverein oder der Nebenjob. Ist diese Mission vorbei, trennen sich die Wege meist wieder. Doch was ist, wenn die Missionen ausbleiben? Wie findet man dann noch Freundschaften als nun vermeintlich erwachsene Person?

Verdutzt rief ich meine Mutter an. „Du, Mama, wie seid ihr eigentlich zu eurem großen Freundeskreis gekommen?“ – „Puh, gute Frage, da hab ich mir noch nie so wirklich Gedanken drüber gemacht.“ Na toll, meine Mum war also mindestens so planlos wie ich. „Wir haben einfach immer schon hier gewohnt. Dein Papa war in Vereinen und ich hatte euch. Krabbelgruppe, Kindergarten, Grundschule. Ihr habt immer leicht Freunde gefunden und diese Kinder hatten ja auch Eltern.“

Irgendwo in meinem Inneren fiel der Groschen. Na klar! Meine Eltern waren nie aus ihrem Dorf weggezogen. Die Freundeskreise mussten sich gar nicht neu strukturieren, weil ja niemand ging!

Meine Freunde und ich hingegen waren nach dem Abi größtenteils weggezogen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Man zersplitterte regelrecht. Vergleiche ich den Freundeskreis meiner Eltern heute mit meinem eigenen, dann fällt vor allem auf, dass sie eine ziemlich homogene Gruppe zusammengebracht haben. Man kennt sich, man versteht sich. Die meisten waren auf derselben Schule oder im selben Fußballverein. Bei mir ist das anders. Ich habe viele Freunde, doch die wohnen häufig weit auseinander. Berlin, Dublin, Hamburg, London, München, Oslo, Mannheim. You name it. Und auch die Leute kennen sich untereinander häufig nicht. Allein schon, weil ich sie in so verschiedenen Kontexten kennengelernt habe.

Nun stecken meine Freunde und ich gerade in so einer seltsamen Phase zwischen unbeschwertem Studium und dem ernsten Erwachsenenleben. Die einen bekommen Kinder und heiraten, die anderen betrinken sich immer noch jeden Mittwoch auf irgendwelchen Partys und die dritten machen die große Karriere.

Mir kommt es vor, als falle vielen von uns nun langsam auf, dass sie sesshaft werden. Ob gewollt oder erzwungen durch Job und Partner*in. Und mit dieser Erkenntnis kommt die Panik. Wie baue ich mir denn nun den Freundeskreis auf, den meine Eltern oder Bekannte mir vorleben?