Gamification und der menschliche Spieltrieb: Darum zocken wir so gerne

„Leute hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden; sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen“. Laut diesem Zitat von Oliver Wendell Holmes spielen wir also, um uns jung zu fühlen. Doch ist diese Erklärung nicht zu einfach? Wer wissen möchte, warum der Mensch spielt, muss tiefer gehen und das Spiel nicht nur als lustige Freizeitbeschäftigung betrachten. Vielmehr handelt es sich um einen fest in uns verankerten Drang, der ein Leben lang Einfluss auf unsere Entwicklung nimmt.

Was ist Spielen?

Wer spielt, vertut seine Zeit, könnte man denken. Auf den ersten Blick sind wir dabei schließlich nicht produktiv. Dennoch tun es alle – ob Tier oder Mensch, ob jung oder alt. Das Spiel ist mit unserer Natur und nicht zuletzt mit unserer Kultur verbunden. Das wäre sicherlich nicht der Fall, wenn es keinen Sinn hätte. Um diesen näher zu beleuchten, sollte zuerst geklärt werden, was wir eigentlich unter dem Spielen verstehen. Wieder eine Frage, die uns grübeln lässt. Ist das Herumrollen eines Kugelschreibers auf dem Schreibtisch bereits ein Spiel oder nur Ausdruck unserer Langeweile? Braucht es zum Spielen Spielzeug oder reicht dafür die Fantasie aus?

Auf diese Fragen gibt es selbst unter Experten bislang keine eindeutigen Antworten. Dementsprechend können auch wir nicht mit einer klaren Definition des Spielens aufwarten. Abhilfe schafft vielleicht ein Blick in den Duden. Dieser beschreibt Spielen folgendermaßen: Wir spielen, wenn wir uns aus Freude an der Sache mit etwas beschäftigen.

Statt nur definieren zu wollen, was Spielen ist, können wir uns auch mit den Eigenschaften befassen, die ein Spiel ausmachen:

  1. Spielen ist eine freiwillige Handlung. Wir tun es, weil wir es wollen und nicht, weil wir es müssen.
  2. Spielen muss keinen Zweck erfüllen. Dennoch gibt es einen Sinn, meist ein Ziel.
  3. Spielen folgt bestimmten Regeln, die jedoch immer wieder individualisiert werden können. Dadurch öffnet ein Spiel den Raum für eine neue Art der Realität.
  4. Spielen kann sich wiederholende Handlungen beinhalten – beispielsweise den Wurf eines Papierbällchens in einen Papierkorb.
  5. Spielen bezieht sich meist auf einen physischen oder virtuellen Gegenstand.

Damit haben wir knapp umrissen, was Spielen bedeutet und was es ausmacht. Doch noch immer ist ungeklärt, warum wir es tun.

Der menschliche Spieltrieb als Entwicklungsfaktor

Wer ans Spielen denkt, hat wahrscheinlich zuerst ein Kind mit Modellauto, Puppe oder Bauklötzen vor Augen. Doch auch Erwachsene vertreiben sich die Zeit mit dem ein oder anderen Spiel – nur in anderer Form. Für sie haben Sportwettbewerbe, Konsolen-Gaming oder Online-Spielautomaten einen größeren Reiz als Spielzeugauto und Co.

Wir spielen in jedem Alter. Dementsprechend liegt es nahe, dass das Spiel für uns lebenslang einen Nutzen hat. Laut dem niederländischen Historiker Johan Huizinga handelt es sich zuallererst um einen kulturbildenden Faktor. Indem wir spielen, ordnen wir die Welt nach unseren Bedürfnissen. Wir denken uns Regeln aus und geben ihr damit eine Struktur. Nach dieser Theorie legt das Spielen die Basis für die Bildung einer Kultur. Aus dieser Vorstellung entwickelten sich verschiedene Erklärungsmodelle, von denen wir zwei näher beleuchten wollen:

Homo ludens: Der „spielende Mensch“ entwickelt seine Fähigkeiten im Spiel.

Homo faber: Der „schaffende Mensch“ verändert seine Umwelt aktiv.

Beide Erklärungsmodelle stehen sich gegenüber, verfolgen jedoch einen ähnlichen Erklärungsansatz – den des Menschen als aktiver Veränderer. Während Homo ludens seine Umwelt spielerisch formt und ihr demnach nur den Anstoß für die Entwicklung gibt, entscheidet sich Homo faber aktiv für einen Veränderungsprozess.

Bleiben wir bei der Theorie des Homo ludens, ist das Spiel ein wichtiger Entwicklungsfaktor in unserem Leben. Indem wir spielen, entdecken wir uns selbst und anschließend unsere Umwelt. Wir erfahren spielerisch, wie unsere Kultur funktioniert und können uns dadurch in die Gesellschaft integrieren. Folglich leistet das Spielen einen wertvollen Beitrag zu unserer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung.

Ebenso nimmt es auf unsere Selbstentwicklung Einfluss, da wir uns beim Spielen grundlegende Kompetenzen aneignen:

Flexibilität: Beim Spielen erlernen wir Verhaltensweisen, die für die Zukunft nützlich sein können. Während eines Rollenspiels üben wir als Kinder bereits, wie wir gerne in verschiedenen Lebenssituationen agieren würden. Sei es als Mutter, die sich um ein Kind kümmert oder ein Entdecker, der gerade den Dschungel im Garten erforscht.

Anpassung: Während wir spielen, setzen wir uns allerhand Situationen aus – wenn auch nur in der Fantasie. Dadurch lernen wir, uns unterschiedlichen Szenarien anzupassen und uns in diesen zu behaupten.

Frustrationstoleranz: Im Spiel gibt es meist einen Gewinner und einen Verlierer. Während sich der Sieger freut, ärgert sich der andere. Was sich zunächst schlecht anfühlt, ist eine sinnvolles Training für die Zukunft. Wir lernen bereits als Kinder – in einer sicheren Umgebung, in der buchstäblich nichts auf dem Spiel steht – mit Niederlagen umzugehen. Dadurch finden wir frühzeitig heraus, wie wir Frust verarbeiten und eventuell einen erneuten Versuch starten.

Konfliktbewältigung: Nicht selten kommt es beim Spielen zu Meinungsverschiedenheiten. Streit kann um ein Spielzeug, eine Spielregel oder einen unfairen Spielzug ausbrechen. Findet sich keine Einigung, endet der Spaß. Da der Lustgewinn beim Spielen im Mittelpunkt steht, motiviert dies dazu, sich zusammenzuraufen. Wir lernen aus der Spielsituation heraus, wie wir Konflikte bewältigen und Kompromisse schließen.

Empathie: Beim Spielen schlüpfen wir in verschiedene Rollen und entdecken unsere Umwelt dadurch aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das hilft uns, uns in andere Lebewesen hineinzuversetzen. Wir trainieren unser Einfühlungsvermögen und bauen die Basis für soziales Verhalten und Verantwortungsgefühl auf.

Glück und Zufall: Warum wir sie brauchen

Bild 2: Pixabay.com © GregMontani CCO Public Domain

Als Menschen betrachten wir aufmerksam unsere Umwelt und erkennen dabei Regeln, Muster und Strukturen. Diese Ordnung bedeutet, dass nichts Unvorhergesehenes passiert. Mit dieser Gewissheit konnten bereits unsere Vorfahren gut schlafen, denn sie verbanden sie mit Sicherheit. Beruhigte es den Urmenschen, wenn nicht plötzlich ein Risiko vor ihm auftauchte, kann genau das in unserer heutigen Zeit dazu führen, dass wir uns langweilen. Wir wollen aus dem „alltäglichen Trott“ ausbrechen. Dabei kommen uns zwei Faktoren zu Hilfe: Glück und Zufall.

Bei beiden ist nicht vorhersehbar, wie sie eine Situation beeinflussen. Sie kann zu unseren Gunsten ausfallen oder in einer Niederlage enden. Im sicheren Rahmen eines Spiels – beim Würfeln oder Kartenziehen – können wir so den Reiz des Unbekannten genießen. Brauchen wir noch mehr „Nervenkitzel“, gibt es mehrere Möglichkeiten, unser Glück herauszufordern und ein Wagnis einzugehen.

Glücksspiele sprechen dieses tiefsitzende Bedürfnis nach Zufall und dem Unwägbaren in unseren Leben in besonderem Maße an. Aus psychologischer Sicht kann es kaum überraschen, dass die Menschen bereits rund 3.000 Jahre vor Christus Glücksspiele kannten und sich ihrer gerne bedient haben. Bis heute ist die Faszination ungebrochen und drückt sich nicht zuletzt im rasanten Boom moderner Online Casinos aus. Sie bieten Raum für kurze Ausflüge in die Welt des Zufalls und laden dazu ein, dem Spieltrieb und dem Wunsch nach kalkuliertem Risiko gleichzeitig gerecht zu werden. Wie groß die Bandbreite ist, die Online Casinos als Spielbetriebe heute abdecken, zeigen Bewertungsportale wie casinoanbieter.com, die die verschiedenen Angebote aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.

Von Selbstverwirklichung, Wettbewerb, Realitätsflucht und Welterfahrung

Mit dem Spielen beginnen wir, uns zu einem sozialen Wesen zu entwickeln. Wir lernen, unsere Umgebung zu begreifen und mit unseren Mitmenschen zu interagieren. Doch aus psychologischer Sicht bedient das Spielen noch weitere Zwecke:

Wettbewerbsgedanken: Beim Spielen messen wir uns mit anderen in dem Versuch, als Sieger hervorzugehen. Dieser Wettbewerbsgedanke steht in den meisten Spielarten im Mittelpunkt:

  • Bei Brettspielen geht es darum, die Figuren des Gegners vom Brett zu fegen.
  • Beim Kartenspiel wünschen wir uns das höhere und damit bessere Blatt.
  • Beim sportlichen Wettstreit wollen wir schneller, stärker oder geschickter sein als unsere Gegner.

Auch bei Mannschaftsspielen streben wir nach dem ersten Platz auf dem Treppchen. Der Versuch, als Team dieses Ziel zu erreichen, stärkt die emotionale Bindung zur Gruppe, das sogenannte „Wir-Gefühl“. Dieses ist aus evolutionärer Sicht wichtig, da die Jäger und Sammler in der Gruppe bessere Überlebenschancen hatten als allein.

Tabubrüche: Wie bereits in der (versuchten) Definition des Spielens geschrieben, ordnen wir die Realität hierbei unserer Fantasie unter. Das bedeutet, dass gesellschaftliche Regeln nicht zwingend gelten. Wir dürfen im Spiel Dinge tun, die im realen Leben bestenfalls verpönt sind, schlimmstenfalls unter Strafe stehen. Teilweise sind sie sogar fester Bestandteil des Spielerlebnisses, beispielsweise wenn wir in einem Online-Rollenspiel den Gegner mit Schwert, Pistole oder Streitaxt attackieren.

Realitätsveränderung und Selbstverwirklichung: Während wir uns im realen Leben den Umständen anpassen (müssen), stehen im Spiel unsere Fantasie und damit unsere Wünsche im Vordergrund. Wir können uns spannende Geschichten ausdenken und die Regeln neu schreiben. Dadurch lernen wir uns selbst besser kennen. Auf spielerische Weise fördern wir durch die Eigeninitiative im Spiel Fähigkeiten für unsere Entwicklung im realen Leben: Kreativität oder abstraktes Denken.

Ebenso erleben wir im Spiel Dinge, die uns in der Realität verwehrt bleiben. Im Rollenspiel mit Freunden können wir fliegen, mit Tieren sprechen oder einfach nur für Gerechtigkeit in der Welt sorgen. Beim Gaming hangeln wir uns Hochhäuser hinauf oder meistern waghalsige Stunts mit schicken Rennautos. Wir machen uns die Wirklichkeit damit ein Stück weit zu Eigen – und betreiben vielleicht auch ein bisschen Realitätsflucht.

Gamification nutzt den menschlichen Spieltrieb

Den natürlichen Spieltrieb des Menschen machen sich nicht nur Spieleentwickler zunutze. Er wird auch in Bereichen wie Bildung oder Marketing immer wichtiger. Unternehmen nutzen dafür die sogenannte Gamification. Laut Duden beschreibt dieser Begriff die „Übernahme spielerischer oder spieltypischer Elemente in eine nicht spielerische Situation“. Einfacher gesagt, werden ernsthafte Aufgaben als Spiel betrachtet:

  • das Vermitteln von Lerninhalten
  • die Erklärung komplizierter Sachverhalte
  • die Motivation zum Sport
  • die Akquise neuer Kunden
  • die Suche nach neuen Bewerbern.

Als Gamification-Anwendungen kommen Rätsel, Mini-Spiele oder bestimmte Belohnungssysteme zum Einsatz. Dieser spielerische Ansatz fesselt die Aufmerksamkeit der Nutzer und weckt bei ihnen gleichzeitig eine extrinsische Motivation – sie möchten gewinnen oder eine Belohnung erhalten.

Anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass unser Drang zu spielen auch in unserer leistungsorientierten Gesellschaft einen nicht zu unterschätzenden Nutzen hat.

Bild 1: Pixabay.com © StartupStockPhotos CCO Public Domain

Bild 2: Pixabay.com © GregMontani CCO Public Domain