Genre Guide: Was ist eigentlich Techno?

Wenn der Beat in unseren Ohren dröhnt, sich Gänsehaut ankündigt und unsere Füße anfangen zu zappeln, dann möchten wir sie am liebsten auf ewig hören – diese Musik. Aber was hören wir da eigentlich? Unser Genre Guide hilft dir weiter. Alle zwei Wochen erklären wir dir einen anderen Musikstil. Dieses Mal gibt es Techno auf die Ohren.

Wer zu Techno tanzt, vor allem im Rahmen eines Rave, spürt die Musik und überlässt ihr die Kontrolle über den eigenen Körper. Logisch, schließlich bedeutet das englische Verb to rave so viel wie „rasen“ oder „phantasieren“. Techno-Songs, wie zum Beispiel der heute als Klassiker geltende „For An Angel“ von Paul van Dyk, ziehen die Zuhörer regelrecht in eine Art Sog. Sie tauchen in ihre eigene Tanzwelt ab: Close your eyes, the dancefloor is yours.

Es ist ein Gefühl, als stünde man inmitten eines Maschinenraums. Überall dampft und pfeift es, Maschinenteile bewegen sich repetitiv hin und her. Mit der Zeit fühlt man sich wie ein Teil dieser Maschine, sodass etwas eigentlich sehr technisches doch wieder organisch wird: Ihr spürt die Musik und wollt sie nie wieder loslassen.

Techno: die Definition

Klassische Instrumente, wie zum Beispiel die Gitarre, der E-Bass und das Klavier, spielen im Techno eine marginale Rolle. Techno ist in der Regel etwas rein Elektronisches. Zum Erzeugen von Techno-Tracks bedienen sich DJs und Produzenten in der Regel ausschließlich Synthesizern, Samplern und Drum-Computern. Apropos Drum: Ganz charakteristisch für das Genre des Techno ist der Viervierteltakt mit Betonung der Viertelnoten mittels der Bass Drum. Ferner wird gern die Hi-Hat hinzugezogen, um den Off-Beat zu betonen.

Verwandt und verschwägert

Die Tochter von: Elektro

Beste Freundin: Trance

Hassliebe: Progressive House

Die kleine Cousine von: House

Können sich nicht ausstehen: Italo Disco

Verwechslungsgefahr mit: Tech House

Techno: der Ursprung

House Music, gewissermaßen das Mutter-Genre der elektronischen Tanzmusik, entstand in den frühen 1980er-Jahren in Chicago. Dort legten Pioniere wie Frankie Knuckles auf. Knuckles & Co. arrangierten Club Mixes von Singles aus dem Bereich des Disco und Funk so, dass sie noch tanzbarer wurden und reduzierte Gesangspassagen enthielten. So entstanden erste „richtige“ House-Tracks, wie zum Beispiel Frankie Knuckles‘ „Your Love“.

Die „Technologisierung“ des House

Etwa ab Mitte der 1980er begannen immer mehr DJs, House mit „kühlen“ elektronischen Klängen und Stilmitteln zu vermischen. Dazu bediente man sich vor allen Dingen Songs von europäischen Künstlern aus den Genres des Synth-Pop und Krautrock, wie zum Beispiel Depeche Mode, OMD, Tangerine Dream und Kraftwerk. Die zwar elektronische, aber durch ihren Disco- und Funk-Ursprung immer noch recht „warm“ klingende House Music, erhielt dadurch einen industriellen und technischen Charakter. Das Resultat: Techno.

Seinen Höhepunkt fand der Techno dann in den späten 1990ern, auch dank Veranstaltungen wie der Love Parade. 1989 als Subkultur-Veranstaltung mit etwa 150 Teilnehmern gestartet, besuchten die Love Parade 1997 gut eine Million Menschen. Auch deshalb verband die breite Masse das Phänomen Techno nun mit bunten Farben, Extravaganz und dem Psychedelischen. Folglich wurde Techno auch immer wieder mit bewusstseinserweiternden Substanzen wie Ecstasy in Verbindung gebracht.

Techno: heute

Elektronische Tanzmusik ist heute definitiv im Mainstream angekommen und schon längst kein Konstrukt mehr, das von ein paar wenigen Insidern im Untergrund zelebriert wird. Weltweit erfolgreiche Interpreten wie Bob Sinclair, David Guetta und Deadmau5 mögen keine Techno-Interpreten per se sein. Von diesem Genre beeinflusst sind ihre Werke aber allemal.

„Echter“ Techno ist heute durchaus dazu fähig, die Massen anzusprechen und auch kommerziell erfolgreich zu sein. Dies gilt insbesondere für den westeuropäischen Raum. Interpreten wie Paul Kalkbrenner, Moby, Trentemøller und Paul Oakenfold sind nicht nur Insidern ein Begriff.

Ein moderner und häufig diskutierter „Auswuchs“ des Techno ist der sogenannte Tech House. Er vereint Elemente des House mit Elementen des Techno, lässt sich also keiner seiner beiden Quellen genau zuordnen. Häufig finden sich im Tech House auch Elemente des Future House und Progressive House. Also zwei vergleichsweise „kalte“ und „synthetische“ Subgenres des House, die in ihrer Natur durchaus nah am Techno liegen.

Techno: auf die Ohren, fertig, los

 

Schreibt uns doch gerne hier in die Kommentare oder auf Instagram eine Nachricht, welche Titel wir noch mit in unsere Playlist aufnehmen sollen!

Rupert ist ein Illustrator und Designer aus München. Er arbeitet seit seinem Designstudium als freischaffender Illustrator und Designer, national und international hauptsächlich in der Musikbranche und im Editorial Bereich. Mehr findet ihr unter: www.rupertgruber.com.

Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!

Illustration: Rupert Gruber