Was ist Gentrifizierung?

Kapital versus Menschenrechte

Der freie Markt sorgt also dafür, dass zuerst ärmere und mit der Zeit auch wohlhabendere Haushalte aus einem Viertel verdrängt werden, bis sich nur noch sehr reiche Menschen Eigentum und Wohnraum in diesem Gebiet leisten können. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Wohnungen nicht einmal vermietet werden, um weiteren Gewinn abzuwerfen: Der Wohnraum ist dann nur eine weitere Kapitalanlage, die sich ins Portfolio von Immobilienbesitzer*innen einreiht.

Nur ist wohnen eben auch ein Menschenrecht, siehe Artikel 25:

„Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen gewährleistet sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände. […]“.

Marktregularien und Enteignungen

Hier ist nun die Einmischung des Staates gefordert: Regularien (hier am Beispiel Stuttgart) wie Mietpreisbremsen oder Zweckentfremdungsverbote können dem Gentrifizierungsprozess entgegenwirken – bisher leider mit streitbarem Erfolg, wie die aktuellen Wohnkosten in Ballungsräumen wie München und Berlin zeigen. Sozialwohnungen – mit öffentlichen Geldern gebaute und mit geringeren Mietkosten verbundene Wohnungen – sind ebenfalls ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nur gibt es viel zu wenige von ihnen (2019 waren es rund 1,14 Millionen) und es werden von Jahr zu Jahr weniger.

Im Angesicht dessen werden besonders von linker Seite die Forderung nach Enteignungen lauter. Das ist etwa das Ziel der „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ (kurz DW enteignen): Einer Berliner Bürgerinitiative, die einen Volksentscheid über die Vergesellschaftung privater Wohngesellschaften fordert.

Eines ist klar: Der Markt allein wird das Problem des zu teuren Wohnraums nicht lösen, immerhin sind es große Immobilienbesitzer*innen, die davon profitieren. Ob nun durch Marktregulierung oder im Fall der Fälle auch durch Enteignungen (in diesem Fall werden die Enteigneten entschädigt) – Gentrifizierung ist ein Problem, welches von der Politik konsequent angegangen werden muss. Schlussendlich kann es für niemanden von Interesse sein, wenn ganze Viertel leer stehen. Mit der Zeit platzt schließlich jede Blase und auf jedes Hoch folgt ein Tief – niemand sollte das besser wissen als die Börse selbst.

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Bildquelle: Zhu Bing auf Pixabay; CCO-Lizenz