Mädchen, Masken, Sonnenbrillen, Party

Hassobjekt: Junggesellen-Abschiede

Versteht mich nicht falsch, ich freue mich echt, dass heutzutage noch so viele Leute heiraten und das in Zeiten, in denen unsere Generation durch die miesen Scheidungsquoten ja eher abgeschreckt sein sollte. Ich finde es toll, wenn man sich das Jawort gibt, Blumenmädchen, weißes Kleid, pompöse Hochzeitstorte. Alles gar kein Ding und auch wirklich nachvollziehbar, schön und romantisch.

Erfindung aus der Hölle

Aber Junggesellen- und Junggesellinnenabschiede sind eine Erfindung aus der Hölle. Einzig und alleine dafür da, alle, aber auch wirklich alle Menschen überall zu nerven. Du machst einen Spaziergang durch die Stadt, bist am Bahnhof oder abends gemütlich in einer Bar? Ich gehe jede Wette ein, du triffst auf eine Horde gackernder, auffallend gekleideter Weiber, eine von ihnen hat meist eine Krone auf. Kombiniere, kombiniere. Das wird dann wohl die zukünftige Braut sein. Bewaffnet mit Shirts mit geistreichen Sprüchen wie „Ich will und er hat zu wollen“ oder „Game over – Letzter Freigang“ und jeder Menge ungenießbarer Shots sind die Girls auf Mission. Ihr Ziel: Allen Menschen in ihrer Umgebung gehörig auf den Sack gehen. Und natürlich Schnaps verkaufen.

Olympiade der Peinlichkeiten

Nein, ihr seid nicht mehr 18 Jahre alt, also bitte verhaltet euch nicht, als würdet ihr das erste Mal ohne Mamizettel auf Klassenfahrt gehen. Würde euer zukünftiger Partner euch heute in eurem komischen, hysterischen Saufziegenmodus kennenlernen, würde er euch ganz sicher nicht heiraten wollen. Eure Partycrew hat ziemlich einen sitzen, ist unendlich peinlich verkleidet und eure nervigen Spielchen belästigen den Rest der Bevölkerung. Ich will keine Gummis von euch kaufen und auch wenn ich mich aus lauter Verzweiflung gerne betrinken möchte, dann sicher nicht mit euren widerwärtigen Feigen- und Grünengesöff. Und auf das Ballermann-Feeling in den Innenstädten Deutschlands kann auch jeder verzichten. Sucht euch doch bitte eine Wiese irgendwo im Nirgendwo, auf der ihr spielen könnt, damit ich vor Fremdscham nicht im Boden versinken muss.

Crazy aufgedrehte Endzwanzigerinnen

Ganz ehrlich. Lieber 20 zwielichtige Gestalten am Bahnhof, die mir Drogen andrehen wollen, als crazy aufgedrehte Endzwanzigerinnen, die mir auf erschreckend eindringliche Weise Klopfer verkaufen wollen. Da hilft nur demonstrative Ignoranz, um am Ende nicht von der gackernden Frauenhorde umzingelt ekligen Schnaps trinken zu müssen. Ähnlich verhält es sich mit den Herren der Schöpfung, die Malle-mäßig durch die Straßen ziehen, rumgrölen und Frauen lallend anflirten. Fremdschämen hoch 100.

Voreheliches Trinkgelage

Dabei hat das Ganze eigentlich einen schönen, traditionellen Hintergrund: Schon im antiken Griechenland wurden voreheliche Feste gefeiert, seit dem 19. Jahrhundert zelebrieren die Leute am Vorabend ihrer Hochzeit den Polterabend. Das Zerdeppern von Porzellan soll dem Brautpaar in der Ehe Glück bringen. In Großbritannien und den USA feierte man traditionell geschlechtergetrennt die „Stag Party“ (Männer) beziehungsweise. „Hen Night“ (Frauen). Seit den 80er Jahren entwickelte sich der Brauch, dank US-amerikanischer Serien und Filme, zu einem vorehelichen Trinkgelage, Stripclub und Stretchlimo inklusive.

Warum?

Da bleibt die Frage: Wieso muss man vor seiner Hochzeit nochmal so richtig peinlich die Sau rauslassen? Ist die Ehe ein so schlimmes Gefängnis? Sollten wir uns nicht lieber mit unserem Partner zusammen bei der Hochzeitsfeier abschießen und uns auf das zukünftige gemeinsame Leben freuen? Wie auch immer, irgendwas Geiles muss die ganze Bachelorette-Chose offenbar haben. Fröhliches Kurzen-Verkaufen! Ich gehe mich derweil vergraben.

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