Hassobjekt: klemmende Fahrradschlösser

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: klemmende Fahrradschlösser.

Schloss klemmt. Es soll regnen.

Ich schreibe diesen Text aus einem Zustand des puren Ärgers heraus. Bin noch emotional involviert und habe das Geschehene noch nicht ganz verarbeitet. Denn was ich nun beschreibe, hat sich erst dieses Wochenende zugetragen. Ich muss meinen Zorn unbedingt rauslassen: Mein Fahrradschloss, das eh schon öfter klemmte, hatte sich komplett verkeilt. Und dann ist auch noch der Schlüssel im Schloss abgebrochen, dann ging gar nichts mehr. Also habe ich mein Rad getragen, mit meiner Freundin zusammen – quer. Durch. Die. Stadt. Denn es sollte regnen, mein Helm war angeschlossen, das Gelände der Tragödie sollte bald schließen und es war fucking Sonntag in den Ferien. Das hat dazu geführt, dass ich festgestellt habe: Ich hasse Fahrradschlösser.

Da bringt’s nur brachiale Gewalt

Eines habe ich gelernt an diesem Tag: gegen Diebstahl bringt ein Fahrradschloss überhaupt nichts. Wir konnten das Fahrrad am hellichten Tag quer durch die Stadt schleppen und keine Sau hat’s interessiert. Klar, jeder hat geglotzt als hätten wir Furunkel auf der Stirn. Den Mumm uns darauf anzusprechen, warum wir ein Rad, das eindeutig abgeschlossen ist, rumschleppen wie zwei Vollidioten, hatte allerdings niemand. Endlich stand also das Rad vor meiner Haustüre, benutzen konnte ich es aber noch lange nicht. Es verlangte drei Menschen, sehr viele Werkzeuge, verbogene Haarnadeln und Büroklammern und letztendlich dann doch brachiale Gewalt um dieses scheiß-Schloss endlich von der Speiche zu lösen. Das Schloss landete dann im hohen Bogen in der Mülltonne.

Als ob mein Schloss irgendjemanden vom Diebstahl abhalten würde

Auf einmal ist mir bewusst geworden, wie sehr ich eigentich Fahrradschlösser hasse. Sie sind unhandlich, immer im Weg. Während der Radltour weiß man nicht wohin damit und man darf auf keinen Fall den Schlüssel verlieren. Und dann klemmenden diese beschissenen Fahrradschlösser auch noch wenn sie keinen Bock haben. Die Sache ist ja auch die, wie ich durch mein kleines Erlebnis gemerkt habe: Jeder Fahrrad-Dieb lacht sich dumm und dämlich, wenn er mein billiges Plastikschloss sieht. Das muss Pipifax für ihn sein, mein Rad zu knacken. Zum Glück sieht es nicht so aus, als würde überhaupt irgendjemand es klauen wollen. Soll man das Schloss abkriegen, geht das nicht und wenn man es nicht abkriegen soll, dann stellt es kein Hindernis dar. Und ein Schloss ohne Skills zu öffnen, das könnt ihr mir glauben, ist verdammt schwer. Wir haben, ich kann es nur wiederholen, zu dritt darauf rumgehämmert, bis der Bolzen endlich rausgesprungen ist.

Was bleibt mir anderes übrig?

Aber was sind die Alternativen? Das Rad einfach nicht abschließen? Das ist geradezu eine Einladung, mein Rad mitzunehmen. Ein sehr teures Schloss aus Edelstahl für ein paar hundert Euro kaufen? Ähhhm, nein danke, das wäre wertvoller als mein Rad selbst. Ein Zahlenschloss? Kommt eventuell in Frage, aber noch eine Pin, die ich vergessen kann. So ein fancy Schloss, das per Fingerabdruck aufgeht? Siehe Stichpunkt teuer und außerdem kann ich mein Rad dann nicht ausleihen. Keine Ahnung wie ich es anstellen soll, es ist einfach ein Dilemma.

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Bildquelle: Unsplash mit CCO Lizenz.