Hassobjekt: Nebenhöhlenentzündung

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: Die Nebenhöhlenentzündung.

Eine Nebenhöhlenentzündung kündigt sich langsam an, haut dann voll rein und geht gefühlt gar nicht mehr weg. So ist das Leid einer Nebenhöhlenentzündung in einem Satz zusammengefasst. Denn wer dachte, das sei bloß ein harmloser Schnupfen, hat weit gefehlt. Die Nebenhöhlenentzündung ist Schnupfen deluxe – nur mit Membercard und Monatsabo erhältlich. Inklusive Kopfschmerzen, Fieber, Husten, null Geschmacks- oder Geruchssinn, Schlappheit und, ja das gibt es, Gesichtsschmerzen. Bist du bereit, denn das Schleimmonster ist los!

Guten Morgen, die Sinusitis klopft an

Alles fängt mit einem leichten Kratzen im Hals an. Nicht weiter schlimm, kann easy wegignoriert werden. Blöd nur, dass dieses Kratzen keinerlei Bestrebungen hat, sich in irgendeiner Form zu verkrümeln. Nein, nein, es schwärmt aus und steigt in die Nase auf. Guten Morgen, am nächsten Tag klopft der Schnupfen an die Tür. Jetzt nimmt die Sinusitis, so heißt die Nebenhöhlenentzündung, richtig Fahrt auf. Denn während bei Schnupfen nur die Nasenschleimhaut entzündet ist, breitet sich bei Sinusitis die Entzündung auch auf die Nebenhöhlen aus. Diese befinden sich hinter den Wangenknochen, am Kiefer, am Nasenbein, an den Schläfen und hinter der Stirn. Und oh boy, wenn sich die Stirnhöhlen entzündet haben – viel Spaß, deinen Kopf musst du ab jetzt Stillhalten, denn Runterschauen, ruckartige Bewegung oder schnelles Aufstehen sind jetzt so richtig unangenehm. Da fährt es uns dumpf in die Stirn und wir haben das Gefühl, das Gehirn hat keinen Platz mehr im Kopf.

Wochenlang ohne Energie, Atmen und Geruchssinn

Spätestens jetzt schleppen wir uns in die Arztpraxis, denn Sinusitis gibts nicht nur akut sondern auch chronisch- und das wünschen wir nicht mal unseren ärgsten Feinden. Die akute Sinusitis kann allein schon bis zu vier Wochen dauern. Vier Wochen ohne Energie, Atmen und Geruchssinn! Dabei ist Atmen doch so schön und so eine Treppe würde man auch gerne mal wieder ohne Herzkasper hinaufsteigen…. Beim Arzt angekommen gibt es erst einmal einen Realitätscheck: ein Allheilmittel gibt es nicht. Denn akute Sinusitis wird häufiger von Viren verursacht als von Bakterien, Antibiotikum bringt dann gar nüscht. Also wieder heim ins Bettchen und ausruhen: It’s Hausmittelchen-time! Wir spülen nun brav unsere Nase (definitiv keine Erfahrung, die jeder mal gemacht haben muss), inhalieren bescheiden heißen Wasserdampf, räuchern unsere Nebenhöhlen mit Eukalyptus, Kamille und Enzianwurzel aus und benutzen Nasenspray bis wir knapp einer Sucht entkommen. Nach ein paar Tagen verbessert sich die Lage und wir frohlocken, denn wir meinen, wir haben es hinter uns. Falsch gedacht, denn oft verläuft die Sinusitis in zwei Phasen: erst wirds besser, kommt dann aber wieder zurück. The Empire strikes back sozusagen.

Hochziehen oder Schnäuzen – das ist hier die Frage

Interessanterweise spannt sich um die Sinusitis ein richtiger Glaubenskrieg. Für Erkrankte ist es gar nicht hilfreich zum quadrillionsten Mal „Jetzt ist wichtig, dass du viel trinkst“ hören – das wussten wir bereits nach dem dritten Mal! Und auch zum Thema Schnäuzen hat jeder eine andere Meinung. Hochziehen oder Schnäuzen– darüber scheiden sich die Geister. Früher wurde empfohlen nur hochzuziehen, denn durch heftiges Schnäuzen kann der Schleim wieder zurück in die Nebenhöhlen gedrückt werden und die Zugangskanäle verstopfen. Mittlerweile ist das Naseschnäuzen nicht mehr so verpönt. Wichtig ist nur, dass es nicht in heftige Trompetenfanfaren ausartet- da bedeutet nämlich, dass mit zu viel Druck geschnäuzt wird und das ist weder gesundheitsfördernd noch für die Außenwelt angenehm.

Apropos Außenwelt – die hat uns Sinusitis-Erkrankten nämlich schon lange nicht mehr gesehen. Zwar dauert es noch ein bisschen bis wir eine Treppe wieder geschmeidig und ohne Kurzatmigkeit hoch gehen können, unsere Euphorie lässt sich davon aber nicht abhalten. Schmecken ist toll, riechen ist toll, hören ist toll und atmen – ja, freies Atmen ist das Beste!

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Bildquelle: Unsplash mit CCO Lizenz.