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Hassobjekt: Pink Tax und überteuerte Frauen-Kosmetik

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: die Pink Tax und völlig überteuerte Kosmetikprodukte für Frauen!

Ich möchte, nein muss, mich heute darüber aufregen, dass die Welt einfach ungerecht ist. Und dass die Frauenwelt in diesem Fall ganz klar im Nachteil liegt. Meistens kosten Kosmetikprodukte für Frauen nämlich mehr als die für Männer. Das ist keine subjektive Wahrnehmung, sondern ein gesellschaftliches Ungerechtigkeits-Phänomen, das sogar einen offiziellen Namen trägt: Pink Tax. Wie kann das sein, dass ein Frauen-Rasierschaum von derselben Marke um die 20ct mehr kostet als die Männer-Variante? Und warum sind Frauen-Rasierer teurer (und obendrein qualitativ schlechter) als Männer-Rasierer? – Pink Tax. Gemeint ist keine echte Steuer, sondern eine geschlechtsspezifische Preisdifferenzierung. Alternativ wird in diesem Zusammenhang auch oft der Begriff „Gender Pricing“ benutzt.

Pink Tax is not fair

Wenn Frau also durch die Regale eines Drogeriemarkts streift und verschiedene Produkte wie Parfums, Rasierklingen oder Rasierschaum kaufen möchte, zahlt sie mehr. Und zwar nur dafür, dass die Frauen-Rasierklingen lila sind anstatt blau. Das Design ist nämlich der einzige Unterschied zwischen den „weiblichen“ und „männlichen“ Produkten, die Qualität ist dieselbe – wenn nicht schlechter – die Herstellungskosten gleich. Die Produkte sind, bis auf ihre äußerliche Aufmachung, oft sogar identisch. That’s not fair, vor allem, weil man es als Frau im Drogeriemarkt sowieso nicht leicht hat. Überall stehen kleine, gemeine Verführungen in den Regalen, die uns durch aufwendiges Design und oftmals (leider) leere Versprechungen davon überzeugen wollen, dass wir sie brauchen. Selbst wenn wir uns penibel an unsere Einkaufsliste halten, auf der nur die Dinge aufgelistet sind, die wir tatsächlich tagtäglich benötigen, ist der Korb am Ende gut gefüllt. Wir Frauen brauchen (oft) viel mehr Beauty-Produkte als Männer, bis wir uns wohl in unserer Haut fühlen. Das ist an sich schon die erste, zugegeben teils hausgemachte Ungerechtigkeit. Aber für die zweite Ungerechtigkeit, den Mehrpreis auf „weibliche“ Kosmetikartikel, für die können wir Frauen absolut gar nichts und genau deshalb ist die ganze Sache so unverschämt.

Marketingstrategien zum Nachteil von Frauen

Etliche Studien zeigen, dass wir Frauen leichter davon zu überzeugen sind, mehr Geld für Kosmetikartikel auszugeben als Männer. Schuld daran sind unter anderem die vielen Geschlechterklischees, die unser Denken so geprägt haben, dass eine Frau erst dann „schön“ ist, wenn sie dieses und jenes Produkt benutzt hat. Die Industrie und die Unternehmen wissen das und nutzen es schamlos aus, indem sie den Produkten einen „weiblichen“ Look verpassen und uns gezielt mit Werbung ansprechen wollen. Meistens merken wir auch gar nicht, dass die Frauenprodukte teurer sind als die für Männer. Warum? Weil die Händler nicht dumm sind und ihre Läden in Frauen- und Männerecken einteilen. Wenn der Rasierschaum für Männer an dem einen, der für Frauen am anderen Ende des Ladens platziert ist, kommt keiner auf die Idee, einmal quer durch den Laden zu laufen, um ein beliebiges Produkt auf eventuelle geschlechtsspezifische Preisdifferenzierungen zu überprüfen.

Gender Pricing auch bei Dienstleistungen und Co.

Das Pink Tax-Problem betrifft allerdings nicht nur Kosmetikprodukte, sondern auch Dienstleistungen wie zum Beispiel einen Friseurbesuch, bei dem Frau im Schnitt ein Drittel mehr bezahlen muss als ein Mann. Laut einer 2017 durchgeführten Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) sind manchmal auch Männer Opfer von Gender Pricing. (Spricht man dann von Blue Tax?) Zum Beispiel in Clubs, zu denen Frauen häufiger freien Eintritt bekommen, oder auf Datingportalen, auf denen Frauen sich kostenlos anmelden können – Männer aber nicht. In der Regel liegen dennoch die Frauen im Nachteil und das obwohl wir sowieso schon weniger gut bezahlt werden, ich sage nur Gender Pay Gap – worauf die ich hier gar nicht weiter eingehen möchte. Sonst verfange ich mich nur weiter in meinem Ärger über geschlechtsdiskriminierenden Ungerechtigkeiten.

Was sollen wir also tun?

Ja, das ist die große Frage. Ein rechtliches Verbot geschlechtsspezifischer Preisunterscheide wäre natürlich die Lösung, gibt es aber nicht. Lediglich in den US-Bundesstaaten New York und Kalifornien existiert ein solches Verbot, wenn auch nur für Dienstleistungen. Auf EU-Ebene kann Frau von solchen Regelungen nur träumen, die einzige politische Maßnahme ist die Sensibilisierung der Konsumentinnen für den Kauf von männlichen Produkten. Wir können also Rasierklingen für Männer kaufen und Männer-Rasierschaum benutzen. Wir können beim Einkaufen vermehrt Ausschau nach genderneutralen Produkten halten. Was hingegen Shampoo, Deo oder Parfums angeht, da sind uns die Hände gebunden. Wenn wir nicht männlich riechen wollen, müssen wir eben doch wieder die teureren, „weiblichen“ Kosmetikprodukte kaufen. Und uns weiterhin bei jedem Einkauf beschwerden, in der Hoffnung, dass sich immer mehr Frauen immer lauter darüber aufregen, bis die Politik doch gezwungen ist, etwas dagegen zu unternehmen. Ciao Pink Tax, das wär’s!

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Bildquelle: via Pexels unter CC0 Lizenz