Impostor-Syndrom: Wenn man sich für einen Hochstapler hält

Was sind die Ursachen für das Fehleinschätzen eigener Kompetenzen?

Doch wie kommt es dazu, dass diese meist sehr erfolgreichen Menschen ihre Fähigkeiten nicht erkennen? Der Grundstein dafür könnte schon früh in ihrer Erziehung gelegt worden sein. Haben die Eltern Leistungen und Erfolgen viel Bedeutung zugewiesen und auch immer unterschiedlich darauf reagiert, können die Kinder später ihre Leistung und ihr Können nicht realistisch einschätzen. Es kann auch das Gegenteil der Fall sein: Ist man die erste Person aus der Familie, die studiert, wirft man sich selbst aufgrund vermeintlich geringer Kompetenz Hochstapelei vor.

Auch Perfektionist*innen neigen zum Impostor-Syndrom. Wenn jede angefangene Aufgabe perfekt ausgeführt werden muss, wird kein Raum für mögliches Scheitern gelassen und die Wahrscheinlichkeit, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein, verringert sich. Auch die unrealistischen Ansprüche und Ziele, die der Perfektionismus mit sich bringt, führen entweder zum Prokrastinieren oder zur kompletten Überarbeitung bei Betroffenen. Zur Folge kann dieses Verhalten in einigen Fällen Burnout oder Depressionen haben.

Der Weg raus aus dem Teufelskreis

Haben Betroffene erstmal erkannt, dass sie unter dem Syndrom leiden, ist der wichtigste Schritt in Richtung Besserung schon gemacht. Denn es gibt durchaus einige Wege raus aus der Angst, als Hochstapler*in ertappt zu werden. Als am hilfreichsten könnte sich ein Erfolgstagebuch erweisen. So kann man bisher Erreichtes festhalten und sich seine Kompetenzen in Zeiten des Zweifelns noch einmal vor Augen führen. In der Zwischenzeit heißt es: Fake it till you make it! Also zum ersten Mal Komplimente annehmen und sich bedanken. Gescheiterte Versuche hinnehmen und versuchen, aus ihnen zu lernen. Es mag dauern, bis Betroffene das verinnerlicht haben. Aber nachdem man dem vierten Kollegen „Danke, dafür habe ich auch hart gearbeitet“ entgegnet hat, fängt man vielleicht langsam an, es auch zu glauben.

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Bildquelle: wal_172619 via Pixabay; CC0-Lizenz