Jesaja, 27, hilft dir mit einer Reizdarm-App

Jesaja Brinkmann hat zusammen mit André Sommer das Start-Up „Cara“ gegründet, das mit der dazugehörigen App Betroffenen helfen soll, ihre Magen- und Darmprobleme in den Griff zu bekommen. Der 27-Jährige hat Medizin studiert und kam während seiner Doktorarbeit auf die Idee für sein eigenes Unternehmen: eine Tagebuch-App, in die Betroffene ihre Symptome und die verschiedenen Einflussfaktoren eintragen können. Diese schafft es dann wichtige Zusammenhänge zu erkennen.

Verdauungskrankheiten wie das Reizdarm-Syndrom sind zwar weit verbreitet, lassen aber sowohl Ärzte als auch Betroffene oft ratlos zurück. Jesaja geht mit seinem Unternehmen ein Problem an, über das eigentlich keiner so richtig sprechen mag. Verdauung = unsexy? Findet der Gründer nicht und will mit seiner App mehr Bewusstsein für Verdauungserkrankungen schaffen.


ZEITjUNG: Wie bist du auf die Idee gekommen?

Jesaja Brinkmann: André und ich sind beide Mediziner. Im Krankenhaus haben wir gesehen, wie schlecht Patienten aufgehoben sind, die am Reizdarmsyndrom erkrankt sind. Einerseits sind die Betroffenen super frustriert, weil die Ärzte sich keine Zeit nehmen können, andererseits können die Ärzte eine individuelle Beratung nach der Diagnosestellung nicht gut abrechnen, denen sind die Hände gebunden. Wir haben uns dann gedacht: Okay, wir haben das nötige medizinische Wissen und können mit Technologie umgehen! Das haben wir zu unserem Unternehmen gemacht. Die meisten anderen Lösungen auf dem Markt – gerade im digitalen Bereich – kümmern sich nicht um Tabuthemen wie Verdauungskrankheiten oder Lebensmittelintoleranzen, sondern um so große Themen wie Diabetes und Übergewicht. Dabei sind irre viele Menschen davon betroffen, da kann man eigentlich nicht mehr von einer Nische sprechen.

 

Hast du selber Probleme mit dem Darm?

Ich zum Glück nicht. André hatte aber in seinem Umfeld jemanden, der sehr stark erkrankt war und hat das dann nicht nur aus der Perspektive des Arztes, sondern auch aus der des Betroffenen stark mitgekriegt. So kamen unsere klinische Erfahrung und seine persönliche Betroffenheit zusammen. Wir haben aber in unserem Unternehmen viele Mitarbeiter mit Zöliakie, Reizdarm und anderen Verdauungsproblemen.


Reizdarm ist eine häufige Diagnose, aber was steckt da eigentlich dahinter?

Das Reizdarmsyndrom ist eine chronische Verdauungserkrankung, bei der man keine organischen Ursachen feststellen kann. Das äußert sich meistens durch Symptome wie einem Blähbauch, der störend ist und der einem Unbehagen bereitet. Manche haben zusätzlich oder ausschließlich Durchfall und andere Verstopfung oder gar beides im Wechsel. Normal ist, drei mal am Tag bis drei mal die Woche Stuhlgang zu haben und alles, was darunter oder darüber ist, sollte man abklären lassen. Auch wer regelmäßig Bauchschmerzen hat, außerhalb vom weiblichen Prämenstruations-Syndrom, sollte das definitiv abklären lassen. Dann ist es sehr wahrscheinlich Reizdarm. Aber gerade zur Weihnachtshwerdenzeit oder im Urlaub kann sich die Verdauung ändern, weil man sich anders ernährt und man einem anderen Stresslevel ausgesetzt ist. Früher dachte man, das ist psychisch bedingt, weil viele Betroffene zusätzlich depressiv sind oder andere psychische Auffälligkeiten aufweisen. Heute weiß man, dass die Krankheit auch einen organischen Ursprung hat: Man kann bei Betroffenen Mikroentzündungen im Darm und eine veränderte Darmflora feststellen. Aber den genauen Auslöser kennen wir nach wie vor nicht.