Jung und konservativ – Geht das?
„Glaubst du nicht?“ Ich schaue vom Bildschirm auf. „Schließlich drängt die FDP zum Beispiel schon seit Jahren auf eine bessere Digitalisierung des Unterrichts.“
Malte verdreht die Augen: „Ja mag sein, aber die FDP würde die Schulen auch an Amazon verkaufen, wenn es die freie Wirtschaft so wollte.“
Jetzt muss auch ich lachen. „Auch wieder wahr. Eine Frage hätte ich da aber noch. Guck mal, du bist jetzt 26. Wie mag der Altersdurchschnitt der CDU aussehen? Mitte 50? Außer Philipp Amthor fällt mir sonst auch kein junger Politiker mehr ein und von einer Frauenquote fangen wir in der CDU besser gar nicht erst an. Fühlst du dich von der CDU denn repräsentiert?“
Er atmet lange aus. „Das kommt jetzt wieder drauf an. Auf Bundesebene bestimmt nicht. Aber hier in der Lokalpolitik gibt es schon viele in der Jungen Union und auch auf Landesebene fallen mir gleich mehrere ein. Man muss ja auch bedenken, dass man erstmal Erfahrung sammeln muss, um in den Bundestag zu kommen.“
Ich nicke. „Faires Argument. Und von diesen Politiker*innen, die da jetzt im Bundestag sitzen, findest du davon eine*n in der CDU so richtig sympathisch und kompetent?“
Malte grinst und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Julia Klöckner! Spaß beiseite. Auf Bundesebene ist das wirklich schwer. Ich finde den Merz kompetent, aber sympathisch ist der nicht und Abgeordneter ist er auch nicht mehr. Außerdem ist seine Nähe zu BlackRock echt problematisch. Ansonsten fällt mir gerade aber wirklich niemand ein.“
Ich drehe meinen Laptop zu ihm herum, auf dem ich in der Zwischenzeit die Seite des Deutschen Bundestages aufgerufen habe. Gemeinsam klicken wir uns durch mehrere Seiten CDU/CSU-Abgeordneter. Bei manchen nicke ich, bei anderen kommt von ihm ein erkennendes „Ach, ja!“. So wirklich begeistert uns niemand. Und wenn ich so recht darüber nachdenke, dann ist das vielleicht sogar ganz gut, denn Aufregung hatten wir in der vergangenen Legislaturperiode eigentlich auch genug.
Kurze Zeit später kommt Maltes Freundin heim. Wir unterhalten uns, bestellen Pizza, merken, dass wir alle seltsam erwachsen geworden sind. Um Politik geht es an diesem Abend nicht mehr. Schon komisch, dass man sich in so vielem einig sein kann und dann doch so unterschiedliche Ziele für das eigene Land hat. Ich verabschiede mich und fahre nach Hause. Mal schauen, was ich morgen aus dem Gespräch herausholen kann.
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