Zeitung lesen

Studie: Du bist, was du liest!

Bücherwürmer können sich freuen: Eine Studie sagt jetzt, dass das Lesen einen direkten Einfluss auf unsere Menschenkenntnis hat. Personen, die dazu neigen anspruchsvolle, tiefgründige Literatur zu lesen, können nicht nur Texte besser verstehen, sondern auch ihre Mitmenschen. Doch auf den Inhalt kommt es an, denn wahlloses Lesen bringt uns an dieser Stelle nicht weiter. Die Qualität der literarischen Quelle ist ausschlaggebend.

Leute, die Fachzeitschriften oder anspruchsvolle Literatur in ihrer Freizeit bevorzugen, kurz deep reading betreiben, sind die Gewinner dieser Studie. Wenn zwischen dem Lesen von qualitativ hochwertigen Texten und der eigenen Empathiefähigkeit ein positiver Zusammenhang besteht, müssten wir also theoretisch nur ganz viel Goethe und Hesse lesen, um unsere Liebsten besser verstehen zu können. Hach, wenn es doch so einfach wäre!

Generation Facebook

 

Wir sind die Generation Facebook, WhatsApp, Twitter und Co. – unsere Eltern schimpfen schon lange über unser verkommenes Kommunikationsverhalten. Jeder kennt es, das Treffen auf ein Bierchen mit den Freunden, das Handy dabei natürlich griffbereit – man will neue (meistens vollkommen belanglose) Nachrichten eben nicht verpassen. Gesprächsfördernd ist das sicher nicht, da haben unsere Eltern schon Recht. Aber etwas ändern? Eher nicht. Das hat gravierende Folgen, denn unser Verhältnis zu literarischen Inhalten hat sich, eben auch durch Social-Media, drastisch verändert.

 

Kaffee und Smartphone vs. Kaffee und Zeitung

 

Die Zeitung, der Kaffee und der um 10 Uhr morgens noch völlig verschlafene Student, waren lange Zeit die perfekte Kombination. Diese Zeiten sind vorbei. Ab und zu hat man noch das Glück, einen dieser aussterbenden Zeitungsleser zu finden, aber meist handelt es sich hierbei um den ewigen Langzeitstudenten, der sowieso jeden Trend verpennt. Wahrscheinlich besitzt dieser auch noch ein Nokia 3310. Aber für die meisten Smartphone Besitzer, wird die klassische Zeitung überflüssig, da die wichtigsten Informationsportale geliked wurden und ein einziger Blick auf Twitter oder Facebook ausreicht, um die neuesten Meldungen des Tages zu bekommen.

Darüber hinaus werden einem auch noch Meldungen vorgeschlagen, die dem individuellen Interesse entsprechen. Ich muss mir also gar nicht erst die Mühe machen, eine ganze Zeitung nach spannenden Artikel zu durchforsten, denn es wird einem alles automatisch präsentiert. Dank Twitter können wir also unglaublich effizient Lesen und „schnell“ wird ja bekanntlich, seit der Einführung des Bachelor und Mastersystems, groß geschrieben. Warum wir uns trotzdem etwas mehr Zeit fürs Lesen nehmen sollten, zeigen uns die Ergebnisse dieser Studie.

 

„Deep Reading“ statt Belletristik und Facebook

 

Denn daraus geht ebenfalls hervor, dass das Textverständnis bei den „deep reading“- Menschen viel besser ausgeprägt ist. Professoren beklagen sich immer wieder, dass Studenten immer weniger in der Lage sind, den Kontext bestimmter Texte zu erfassen.

„Deep reading“ ist mit Gehirnjogging gleichzusetzen, denn das Lesen von anspruchsvoller Literatur lässt unser Gehirn auf Hochtouren arbeiten. Der Leser muss sich tiefer mit den Worten eines Textes auseinandersetzen. Es muss analysiert und reflektiert werden, um den individuellen Subtext verstehen zu können.

Belletristik und die Internetwelt (Tumblr, Facebook, BuzzFeed und Co.) sind unterhaltsam. Das ist es, was für uns zählt, denn nach einem anstrengend Tag in der Uni oder im nervigen, aber leider notwendigen, Nebenjob wollen wir einfach nur noch abschalten. Die Uni fordert uns ja schließlich schon genug. Wenn man dann nicht gerade Literaturwissenschaft oder Ähnliches studiert, bleibt die anspruchsvolle Literatur leider auf der Strecke. Doch die Folgen sind fatal, denn ebenso, wie wir den Subtext vieler Texte nicht mehr richtig verstehen können, fällt es uns genauso schwer, das Verhalten anderer Menschen richtig zu deuten und spätestens an dieser Stelle sollten wir uns Gedanken machen.

Vielleicht ist es wirklich mal an der Zeit, ein paar Stunden am Tag, die turbulente Internetwelt zu verlassen und sich stattdessen einem anspruchsvollen Buch zu widmen. Für viele von uns wahrscheinlich eine ganz neue Erfahrung, denn es wird schon ein Weilchen her sein, dass wir uns wirklich die Zeit für ein gutes Buch genommen haben, ohne uns permanent vom Smartphone ablenken zu lassen. Verschwinden wir weiter in der reinen Social-Media-Welt, werden wir wohl irgendwann als empathielose Krüppel enden.

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Bildquelle:Nathan Anderson via unsplash.com