Pizza Lieferantin klopft an die Tür. Bild: Pexels

Liebeserklärung an: Den Lieferdienst

In der Hoffnung auf etwas Essbares zu stoßen, trotte ich zum Kühlschrank – den ich natürlich leer vorfinde. War ja klar. Und jetzt? Ich denke darüber nach, mir etwas zu essen zu bestellen. Allein Essen bestellen, ist das nicht irgendwie traurig? Was wird der Lieferant bzw. die Lieferantin wohl denken? Vor allem, weil ich erst letzten Samstag mit den Mädels dort bestellt habe. Ich grübele. Vielleicht einfach woanders bestellen? Aber ich habe so unendlich Lust auf die leckere, saftige Pizza – mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Ok, Hannah, du machst doch sonst immer auf toughe, unabhängige Frau, dann zeig doch mal, was du draufhast. Ich rufe an, es tutet. Nach wenigen Sekunden geht ein Mann an den Hörer, italienischer Akzent schätze ich. Er wirkt sehr freundlich. Ich bestelle mir eine große Pizza Margherita mit Rucola und dazu Pizzabrötchen mit Kräuterbutter, um über den Mindestbestellwert zu kommen. Erleichtert lege ich auf, als der nette Mann sagte, es dauere circa 20 Minuten.

Was genau lieben wir eigentlich so am Lieferdienst?

Während ich sehnsüchtig auf meine Pizza warte, habe ich mich immer wieder gefragt: Was ist es, was ich am Lieferdienst so liebe? Ist es, dass wir unseren Po nicht selbst in die Küche schwingen müssen? Ist es die Bequemlichkeit oder doch die Faulheit?

Nein. Ich denke, es ist das Freiheitsgefühl, die Unabhängigkeit, die Verantwortung, die wir abgeben. Während jemand wildfremdes sich um mein Essen kümmert, kann ich aufräumen, Wäsche machen oder auch einfach faulenzen und Däumchen drehen. Ich habe nichts damit am Hut und trage keinerlei Verantwortung – auch nicht, ob es gut schmeckt. Ich habe lediglich auf „Bestellen“ geklickt, die Rechnung bezahlt und kann eventuell eine Bewertung abgeben. Das war es! Diese Leichtigkeit ist es, die mich jedes Mal, zulasten meines Geldbeutels, wieder überzeugt anzurufen.

Und dann klingelt es

Zwanzig Minuten später ist er endlich da: der Moment der Erlösung. Ein junger Mann mit gestutztem Bart steht vor der Tür, links ein dampfender Pizzakarton in der Hand, rechts die handgeschriebene Rechnung. Ich bedanke mich mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, drücke ihm das Geld in die Hand und höre noch ein freundliches „Guten Appetit“ bevor ich die Tür schließe.

Und dann passiert es endlich: Ich haue mich auf die Couch, schmeiß den Fernseher an und genehmige mir den ersten Bissen der heißen Köstlichkeit. Ich spüre warme Tomatensauce, zerlaufenen Mozzarella und knackigen Rucola zwischen meinen Zähnen und kann nun feierlich behaupten: Ich liebe dich, liebster Lieferdienst. Du hast mir den Tag gerettet.

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Bildquelle: Rodnae Productions von Pexels; CC0-Lizenz