Liebeserklärung an: die Solo-Party beim Autofahren

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Liebe Solo-Autoparty,

Es ist mal wieder Freitag, der typische „Heimfahrtag“ für viele Studenten. Bei dem Gedanken an die volle Autobahn und den stressigen Verkehr sinkt meine Laune jetzt schon in den Keller. Ich freue mich natürlich auf meine Lieben daheim, aber die zwei Stunden Fahrt ziehen sich jedes Mal wie Kaugummi. Besonders freitagnachmittags, wenn der Stau schon vorprogrammiert ist. Und ausgerechnet heute lässt mich auch noch meine sonst so treue Autofahrt-Begleitung im Stich. Tagsüber versuche ich, nicht zu oft an die bevorstehende Fahrt zu denken.

Noch immer wenig begeistert starte ich Stunden später mein Auto – und die neue Playlist mit allen möglichen Gute-Laune-Songs drin. Die Musik macht sofort etwas mit mir. Mein Herz fängt an, schneller zu schlagen und meine Finger tippen im Takt aufs Lenkrad. Beim nächsten Lied kann ich einfach nicht anders, als lauthals mitzusingen. Meine Laune schießt aus dem Keller zurück bis ganz nach oben auf den Dachboden. Schon finde ich es gar nicht mehr schlimm im Auto zu sitzen. Im Gegenteil, ich genieße es sogar allein zu sein. Was die nächsten zwei Stunden hier drin abgeht, geht nur mich was an.

Dasselbe Lied 34 mal hintereinander anhören?

Warum nicht! Mir gefällt’s und es ist ja keiner da, den es stören könnte. Es gibt nur mich und meinen zum Club umfunktionierten fahrbaren Untersatz. Wenn die Party im Auto erstmal in vollem Gange ist, können mich selbst Stau oder anderweitige Verkehrsstörungen nicht mehr aus der Fassung bringen. Ich habe trotzdem meinen Spaß. Mit jedem neuen Lied rücken auch all die kleinen Alltagsproblemchen, die ich schon die ganze Woche mit mir rumschleppe, weiter in den Hintergrund. Der blöde Streit mit der besten Freundin? Wird schon wieder. „Friends will be friends“, wie Queen schon immer gesagt hat. Die verkackte Prüfung? Was soll’s, „What doesn’t kill you makes you stronger“, oder? Scheiß drauf, dass du gestern lieber Netflix geschaut hast, anstatt Sport zu machen, dass du schon wieder pleite bist, obwohl der Monat noch nicht mal zur Hälfte rum ist. Und vor allem scheiß drauf, was sich vorbeifahrende Autofahrer denken, wenn sie dich da so im Auto beobachten.

Ich tanz‘ eben so zu meiner Musik.

Wenn all die dauergenervten Pendler und rücksichtslosen Raudis während der Rush-Hour einfach genauso laut Musik hören würden wie ich, wer weiß, vielleicht gäbe es dann sogar weniger Unfälle. Auf jeden Fall wären alle wesentlich entspannter. Weniger Drängeln, weniger Hupen, mehr positive Stimmung beim Autofahren.

Mit der richtigen Musik vergeht die Zeit wie im Flug.

Nur noch 15 Minuten. „I’m coming home, I’m coming home. Tell the world I’m coming home.“ Ich habe kaum gemerkt, wie die Minuten verstreichen. Nirgends sonst versetzt einen die Musik in so eine Art Rauschzustand wie allein auf der Autobahn, selbst bei Stau. Diesen Zustand kann dann nur eins noch toppen: freie Straßen, kaum LKWs unterwegs. Wenn du einfach nur straight dahinfahren kannst, dann gibt es nur dich und die Musik.

Mir ist völlig egal, dass ich gesangs-technisch absolut talentfrei bin. Meine stimmliche Inkompetenz ist mir schon allzu oft bestätigt worden. Ich erinnere mich da an eine sehr, sehr lange Autofahrt nach Italien, mit der ganzen Familie. Ich war ungefähr zehn und trällerte „I Kissed a Girl“ von Katy Perry vor mich hin. Natürlich hatte ich keinen blassen Schimmer davon, was ich da eigentlich singe. Und die Art, wie ich es singe, war anscheinend auch total daneben. Jedenfalls baten mich vier von vier Familienmitglieder alles andere als freundlich darum, doch bitte endlich mit dem Singen aufzuhören. Gesangstalent hin oder her, und wer kennt schon alle Lyrics? Jetzt und hier allein unterwegs kann ich einfach drauf lossingen, wie ich eben will. Zwei Stunden im Auto an einem Freitagnachmittag – ich wüsste nichts Unterhaltsameres.

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Bildquelle: Pexels unter CC0 Lizenz