Vier leicht bekleidete Frauen vor rotem Hintergrund

LiebesLeben: Sex oder gar nichts! Das männliche Egoproblem

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Ich habe vor kurzem mal mit einem Freund darüber geredet, worauf wir stolz sind. Er hat ein paar Sachen aufgezählt, auf die er stolz ist, und eine dieser Sachen war seine Wirkung auf Frauen. Und ich glaube, das fasst die Angelegenheit ganz gut zusammen: Viele Männer gründen den Großteil ihres Egos auf Frauen – aber eben nur, wenn es Frauen sind, mit denen sie schlafen können.

Beispielsweise hat ein ehemaliger Freund mir gegenüber mal die Möglichkeit angesprochen, mit einer bestimmten Freundin von mir schlafen zu wollen. Als ich ihm daraufhin sagte, dass er nicht ihr Typ sei, versuchte er zwar, sich nichts anmerken zu lassen, aber seine Gedanken standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Er fühlte sich beinahe gekränkt – aber nicht, weil er irgendwie in sie verknallt war und ich durch meine Aussage seine Gefühle verletzt hätte, sondern weil meine Worte an seinem Ego gekratzt haben. Wie, es gibt eine Frau, die nicht mit ihm schlafen will? Tja, mein Lieber – unvorstellbar, aber wahr.

Ein anderer Kerl hat mir mal erzählt, dass er noch nie in seinem Leben wirklich eine platonische Freundin hatte, mit der rein gar nichts lief. Als wären Frauen nur als Sexobjekte, nicht aber als Menschen interessant.

„Ein Mann fühlt sich erst dann als Mann, wenn er es dir besorgen kann“, singen die Ärzte. Es ist traurig, aber irgendwie scheint es in vielen Fällen tatsächlich zu stimmen. Es folgen zwei beispielhafte Geschichten aus meinem Leben.  

Scheiß auf Freunde bleiben 1.0

Ein Kerl, mit dem ich zu dem Zeitpunkt schon länger befreundet war, hat mich mal auf ein Date eingeladen – bloß, dass ich nicht gecheckt habe, dass es sich dabei anscheinend um ein Date handelt. Woher hätte ich das auch wissen sollen? Schließlich waren wir in der gesamten Zeit davor auch nur befreundet gewesen. Allerdings gab es jetzt eine Neuheit: Ich war mittlerweile von meinem Ex-Freund getrennt, und obwohl ich emotional noch total an ihm hing, war ich wohl zumindest offiziell wieder single. Der Kerl, um den es geht, hat mich also auf dieses Date eingeladen, und mir dann einen Tag vorher geschrieben, dass er sich eigentlich doch keine Beziehung mit mir vorstellen kann und dass wir das Date dann ja auch einfach sein lassen können. Ich weiß noch, dass ich völlig perplex auf diese Nachricht gestarrt habe, und mir einfach nur dachte: Bitte was? Welches Date? Als ich ihm geschrieben habe, dass ich ohnehin dachte, dass wir uns einfach nur normal treffen – so wie immer eben –, hat er geantwortet, dass ihm ein normales Treffen jetzt nicht so wichtig ist, als dass er dafür extra in einen anderen Stadtteil fahren würde und dass er seine Zeit dann doch lieber anders nutzen würde. Dass ich mitten in der Verarbeitung der Trennung gesteckt habe und einfach einen Freund hätte gebrauchen können, war anscheinend nicht wichtig genug – ganz im Gegensatz zu dem Gedanken, mich eventuell irgendwann ins Bett zu kriegen, denn das wäre schließlich ein guter Grund gewesen, um durch die halbe Stadt zu kutschen.