Frau und Mann stehen vor einer Staffelei

LiebesLeben: Über Verlustängste und den Vergleich mit anderen Frauen

Und bevor jetzt irgendjemand damit ankommt, dass diese Ängste ja total oberflächlich seien, weil sie sich nicht um die Persönlichkeit, sondern nur um Aussehen und Sex drehen – keine Sorge, so ist es nicht. Ich mache mir auch Gedanken darüber, ob ich zu viel von diesem und zu wenig von jenem bin. Zu dramatisch, zu sensibel, zu zurückhaltend – zu wenig aufregend, zu wenig aufgedreht, zu wenig „verrückt“. Und so weiter.

Natürlich kann es sein, dass diese Gedanken und Ängste darauf zurückzuführen sind, dass mir meine bisherigen Partner einfach kein sicheres Gefühl gegeben haben. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass es daran liegt, denn mein Ex hat mir so oft beteuert, dass ich für ihn die Schönste und Tollste bin. Auch mein jetziger Freund sagt mir genau das immer wieder – und darüber hinaus auch, dass der Sex mit mir am besten ist, dass er mich liebt und dass ich für ihn immer an erster Stelle stehe. Eigentlich kann ich wirklich nicht behaupten, dass er sich in dieser Hinsicht zu wenig bemüht oder ähnliches. Und trotzdem sind diese Ängste da, wenn ich mich emotional wirklich auf jemanden einlasse. Als ich vor meinem ersten Freund und in der Zwischenzeit single war, hatte ich nicht das Gefühl, nicht schön oder nicht interessant genug zu sein. Insbesondere das Bild, das ich von meinem Körper hatte, war einfach gesünder. Natürlich war ich nicht von jedem Detail meiner Figur und meines Gesichts restlos begeistert, aber so insgesamt war ich definitiv deutlich zufriedener.

Ich glaube, dass es bei vielen Menschen eher umgekehrt ist: Dass sie sich weniger Stress wegen ihres Körpers machen, wenn sie in einer Beziehung sind, weil sie wissen, dass ihr*e Partner*in sie liebt – egal ob mit 5 Kilo mehr oder weniger auf den Rippen (zum Beispiel). Und eigentlich ergibt das so auch viel mehr Sinn.

Aber ich habe das Gefühl, in meinem Gehirn gehen die Alarmglocken an, sobald ich jemanden liebe. Denn im Prinzip kreisen diese verschiedenen Gedanken – über Aussehen, Sex und Charakter – doch alle um dieselbe Angst: Die Angst, ihn zu verlieren.

Diese Angst treibt mich dazu an, dass ich ihm jeden Wunsch erfüllen und genau das sein will, was er haben möchte. Nur realisiere ich in diesen Momenten nicht, dass ich das offensichtlich schon bin und es keinen rationalen Grund für Verlustängste gibt. Schließlich hat er sich in mich verliebt, weil er mich so mag, wie ich bin. Vielleicht sollte ich ab jetzt also auch wieder damit anfangen.

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Bildquelle: cottonbro on Pexels; CC0-Lizenz