Was ich als Mann noch von Feminist*innen lernen kann

Liebe Mit-Männer, wir müssen reden. Wir beschäftigen uns viel zu wenig mit Feminismus und das müssen wir dringend ändern. Was Feminismus mit euch zu tun hat, fragt ihr euch? Die Antwort ist ganz einfach: Alles.

Rike und Melina studieren beide Politikwissenschaften in Bremen und engagieren sich seit mehreren Jahren politisch. Sie sind Feministinnen und kurioserweise hassen sie weder Männer noch flechten sie ihre Achselhaare. „Mein Feminismus ist für alle da.“, bringt Rike es gleich zu Anfang auf den Punkt. Und zeigt damit direkt, dass das Thema wirklich absolut jeden betrifft. Feminismus ist viel mehr als der Kampf für Gleichberechtigung der Frau. Natürlich stehen Frauen zur Zeit im Mittelpunkt der Bewegung, aber sind wir mal ehrlich, solange Frauen immer noch weniger Lohn für die gleiche Arbeit bekommen, ist das auch gut so. Trotzdem wollen die meisten Feminist*innen, dass alle Ausprägungen des Geschlechter-Spektrums gehört und gleich behandelt werden, eben auch Männer. „Niemand soll auf seine Genitalien reduziert werden. Es ist wichtig sich klar zu machen wie sehr Frauen und Non-Binaries (also das ganze Spektrum zwischen Mann und Frau) unter dem Patriarchat leiden, aber eben auch Männer werden in eine Rolle gedrängt“, sagt Rike. „Der Begriff `Toxische Maskulinität` beschreibt ziemlich gut, was mit dem bei uns üblichen Männerbild nicht stimmt. Von Männern wird erwartet viel zu beweisen und viel zu erreichen, dabei dürfen sie aber keine Schwäche zeigen. Wer zum Bespiel weint, wird sogar oft nicht mehr als richtiger Mann wahr genommen.“

Feminismus aus Eigennutz

Sich als Mann mit dem Feminismus zu beschäftigen, ist also gar nicht mal so uneigennützig. Trotzdem muss man sich im Klaren darüber sein, dass wir Männer die Nutznießer des Systems sind in dem wir leben. Die Gleichberechtigung von Frauen und Non-Binaries steht deshalb, aus gutem Grund, im Mittelpunkt der Bewegung. So ist es also nicht verwunderlich, dass einige Männer den Feminismus zwar unterstützen und Frauen im Kampf für ihre Rechte den Rücken stärken wollen, aber lieber als sogenannte „Allies“, also Verbündete. Das sei immerhin ein Anfang, so Melina: „Ich fände es zwar schön, wenn mehr Männer sich voller Stolz einen Feministen nennen würden, aber das Wort Ally geht vielen in dem Zusammenhang vielleicht leichter über die Lippen. Es gibt aber auch Männer, die sich bewusst lieber Ally nennen, um in der Diskussion nicht zu viel Raum für sich zu beanspruchen.“