Mücke süßes Blut Mythos erklärt

Mythos süßes Blut: Warum werde ich öfter gestochen als andere?

Wir feiern jedes Jahr wieder den ersten Abend, an dem wir ohne fünfzig Kuscheldecken länger draußen sitzen können. Es fühlt so an, als wären unsere Lebensgeister und Glücksgefühle den ganzen Winter über gut unter dickem Winterfell versteckt gewesen, um dann in diesem Moment mit tausendfacher Intensität aus uns herauszubrechen. Doch es gibt eine kleine, nein, eine winzige Sache, die uns diesen unfassbar schönen Augenblick vermiesen kann. Mit Gesumme, Gesteche und Gejucke. Eine der wenigen Sachen, die uns im Sommer nicht gefallen, nennt sich Mücke. Spätestens am ersten warmen Abend im Jahr können wir sie begrüßen, denn auch sie hat sich die letzten Monate unter dickem Winterfell versteckt.

Wir kennen es alle: das genervte Stöhnen, das wilde Herumfuchteln und das Fluchen, wenn sie es dann doch geschafft hat, uns Blut zu entziehen. Aber so manche Frage stellen wir uns jedes Jahr wieder und erzählen uns vermeintliche Wahrheiten, von denen wir nie wissen, ob mehr Mythos oder mehr Tatsache dahintersteckt. ZEITjUNG ist auf der Suche nach Antworten auf die promovierte Biologin Ulla Gordon gestoßen, die die Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Biogents leitet, und klärt jetzt alle Mythen auf.

Warum werden manche Menschen öfter gestochen als andere?

Der Mythos, dass Menschen mit „süßem“ Blut öfter gestochen werden, ist einfach nicht wahr. „Da wird eher das menschliche Verlangen nach Süßigkeiten auf die Mücke übertragen“, erklärt Gordon. Was allerdings ausschlaggebend sei, ist der Hautduft. Die Unterschiede zwischen unseren Hautgerüchen erkennen wir nicht, doch die Mücke mit ihrem hochsensiblen Geruchsapparat eben schon. Laut der Expertin sind wir für immer entweder attraktiv für Mücken oder nicht, denn „unser individuelles Duftprofil ist angeboren und nicht abwaschbar oder durch Ernährung veränderbar.“ Sorry, Leute!

Was kann ich tun, sollte ich attraktiv für Mücken sein?

Produkte zum Auftragen mit den Inhaltsstoffen DEET, Icaridin und PMD sind ein zuverlässiger Schutz. Langärmelige Kleidung bevorzugen und Spätnachmittag und Dämmerung im Garten vermeiden sind Tipps, die einfach zu befolgen sind, auch wenn sie nicht so viel Spaß machen. Es gibt aber inzwischen auch spezielle Fangsysteme für den Garten und Insektengitter sowieso. „Was nicht funktioniert, sind Armbänder, Ultraschall, Kerzen oder Knoblauch“, sagt die Biologin. Am besten cremen wir uns also flächendeckend und regelmäßig ein und ziehen uns dann irgendwann eine Jacke über, um die Flasche Wein doch noch draußen austrinken zu können.

Was mache ich, wenn ich doch gestochen wurde?

„Ein Stich juckt, weil unser Immunsystem auf die fremden Eiweißstoffe im Speichel der Mücke reagiert“, erläutert Gordon. Kratzen hilft da nie, Gele nur kurzfristig. Ein kühler Waschlappen ist ein nützliches Hausmittelchen. Geräte mit Wärmeplättchen, die direkt nach dem Stich darauf gehalten werden, zerstören die Enzyme, die unsere allergische Reaktion hervorrufen. Sie sind also eine wirksame Alternative.

Was also lernen wir daraus? Wenn wir häufig gestochen werden, sind wir wohl sehr attraktiv für Mücken und das auch unser Leben lang. Anstatt das zu verteufeln, könnten wir uns auch einfach freuen. Da findet jemand, wir riechen gut! Viele Romanzen enden mit Schmerz, so auch diese. Aber die gute Nachricht: In dieser Beziehung können wir wenigstens vorsorgen.

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Bildquelle: John Thann via Flickr unter CC by 2.0 Lizenz