Vier lachende Menschen vor blauem Himmel

Freunde finden als „Erwachsener“ – Ein Ding der Unmöglichkeit?

Zugleich wird es allerdings immer schwieriger, wahre Freund*innen zu finden, je älter man wird – das ist zumindest mein Eindruck. Zum einen glaube ich, dass man anspruchsvoller wird. Andererseits fokussieren sich die meisten Menschen immer mehr auf ihr eigenes Leben, je älter sie werden. Viele haben Partner*innen, mit denen sie zusammenleben oder zumindest einen beachtlichen Teil ihrer Zeit verbringen. Viele arbeiten und sind somit weniger flexibel, als sie es noch zur Schulzeit oder im Studium waren.

Ich hatte wirklich Glück mit den Menschen, die mir in meiner Studienstadt begegnet sind. Einige wenige von ihnen würde ich mittlerweile als sehr enge Bezugspersonen bezeichnen.

Aber in der nächsten Stadt, in die ich gezogen bin, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man auch deutlich weniger Glück haben kann. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich von zu wenigen Menschen umgeben war, denn ich habe angefangen, in dieser Stadt zu arbeiten. Natürlich macht es einen Unterschied, ob man von nur zehn Kolleg*innen oder von hundert Kommiliton*innen umgeben ist. Die Chance, unter hundert Menschen einige passende zu finden ist einfach höher als die Chance, unter zehn Menschen jemanden zu finden. Aber trotz allem hatte ich Möglichkeiten. Ich hatte neben diesen zehn Kolleg*innen, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe, noch einige weitere, mit denen ich zwar weniger zu tun hatte, die aber dennoch zu meinem täglichen Umfeld gehört haben. Die meisten von ihnen waren zum einen noch ziemlich jung und zum anderen auch ziemlich cool. Und natürlich habe ich auch einige Leute kennengelernt, als ich ausgegangen bin.

Dabei habe ich so einige Menschen kennengelernt, mit denen ich mich gut verstehe und die ich als Freund*innen bezeichnen würde. Allerdings ist es nicht das Gefühl von einer sehr tiefen, wahren Freundschaft, und ich habe nicht den Eindruck, dass das allein am Zeitfaktor liegt. Denn natürlich kann man nicht erwarten, dass eine Freundschaft sich innerhalb eines knappen Jahres so intensivieren kann, dass sie an die Freundschaften herankommt, die man bereits seit Jahren führt. Aber wie gesagt: Ich habe nicht den Eindruck, dass es nur daran liegt, sondern eben auch daran, dass die Menschen, die ich kennengelernt habe, zwar alle lieb und sympathisch sind, aber dass es irgendwie mit niemandem so richtig passt. Das heißt nicht, dass ich meine neu gewonnenen Freund*innen nicht sehr gern mag und nicht gern mit ihnen Zeit verbringe, im Gegenteil. Aber es ist sozusagen kein Match – mit niemandem.