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Online-Shop vs. Schaufenster: Ein Streitgespräch

Ein Meinungsabtausch von Laura Maria Drzymalla und Stephan Brandl

 

Warum der Einzelhandel der Vergangenheit angehört: PRO von Stephan Brandl

 

Stell dir vor, du wirst in einer fremden Stadt ausgesetzt, irgendwo in der Welt. Deine Augen sind verbunden und man sagt dir, du sollst erraten, in welcher Stadt du bist, wenn man dir die Augenbinde abnimmt. Du schaust dich also um, siehst, du bist in der Altstadt. Du stehst in der Fußgängerzone: H&M, , FootLocker, McDonald’s – alles da. Und zwar überall. Du gibst auf und musst zugeben, dass du nicht errätst, wo du bist. Sieht nämlich alles gleich aus, überall.

In den Innenstädten hat sich schon immer das geschäftige Leben einer menschlichen Siedlung konzentriert. Und rund um die zentralen Straßen siedelten sich schon immer die verschiedensten Händler an, um ihre Waren feilzubieten. Das klingt nicht nur altmodisch und überholt, das ist es auch. Weil wir immer mehr online bestellen, geht es den Einzelhändlern in den Innenstädten immer schlechter. Mitleid kann man sich trotzdem sparen. Wer das Internet immer noch verteufelt, anstatt zu versuchen, es als Chance zu sehen, um seinen Umsatz zu steigern, für den braucht es kein Mitleid. Hatte der Markt(platz) übrigens auch noch nie für überholte Ideen, die eines Tages verschwunden sind. Oder kennt jemand ein gutes Schreibmaschinengeschäft?

 

Der einzige Thrill ist das Warten auf Primark in der eigenen Stadt

 

Eher bemitleidenswert ist doch das Hinterhertrauern der guten alten Zeiten. Oder wenn der einzige Thrill darin besteht, darauf zu warten, dass Primark auch endlich in deiner Stadt eine Filiale eröffnet. Braucht’s das wirklich? Noch eine Zeil, Kaufinger- oder Mönckebergstraße, damit man in der Fremde ein Stückchen Heimat findet und die Jacke im Urlaub (wie cooool!!!) anstatt in der eigenen Stadt (voooll lame!!!) gekauft hat?

Die Städte und ihre Bürger könnten sich doch stattdessen ihren Platz zurückholen. Die Cities wären doch ein schöner Ort für so viele bessere Dinge als Einkaufsmeilen. Wie wäre es denn, wenn man die Augenbinde abnimmt und gleich erkennt wo man ist, zum Beispiel, an dem was gekocht wird? Wenn man mitkochen kann und gezeigt bekommt, wie die Küche der Region aussieht und schmeckt? Wenn die Locals dir ihre Kultur im Gespräch näher bringen und sich mit dir über deine austauschen? Kreative Workshops zum Malen oder um ein Instrument zu lernen, das die lokale Musik prägt? Auch als Einheimischer könnte man seine Stadt ganz anders wahrnehmen und entdecken. Wäre das nicht schöner als der immer gleiche Las Vegas Strip?

 

Männer müssten seltener mit zum Shoppen gehen

 

Ja das klingt vielleicht komisch und verrückt und anders, aber man sollte auch einfach mal frei über die Zukunft nachdenken können, ohne sich ständig daran erinnern lassen zu müssen, wie es früher immer schon war und warum man deswegen eben einfach so weitermachen muss. Als Mann möchte ich außerdem mal sagen, dass es ein Segen wäre, wenn es weniger Möglichkeiten gäbe, „shoppen zu gehen“.