„Quiet Quitting“: Die neue Lebensphilosophie der Generation Z

Quiet Quitting ist ein Phänomen, das mit der Überstundenkultur bricht und damit eine gesunde Work-Life-Balance vorne anstellt. Vor allem junge Menschen hinterfragen die klassischen Arbeitsmodelle und priorisieren zunehmend ihre mentale Gesundheit.

Durch den Fachkräftemangel, diverse Krisen und das Ende einer Wachstumsökonomie befinden wir uns gerade in einem Kulturwandel der Arbeit. Aus einer Berufe-Studie des Versicherers HDI geht hervor, dass die Bindung an die Arbeit in Deutschland vor allem bei jungen Menschen abnimmt: So sagten nur 58 Prozent der unter 25-Jährigen aus, dass sie sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen könnten. 2020 waren es noch fast 70 Prozent.

Benachteiligte Gruppen profitieren weniger vom neuen TikTok-Trend

Doch an diesem TikTok-Trend gibt es auch Kritik: Um Quiet Quitting betreiben zu können, müsse man privilegiert sein. BIPoC, Menschen mit Behinderung und andere benachteiligte Gruppen haben oft nicht das Privileg, nur so viel wie nötig zu leisten. 

Amira, 26, ist seit drei Jahren im Medienbereich beschäftigt und hat nie daran gedacht, Quiet Quitting zu betreiben. Amira hatte in ihrem Arbeitsumfeld aufgrund ihres Migrationshintergrunds mehrmals den Eindruck, sich mehr als ihre weißen Kolleg*innen beweisen zu müssen.

Sie kennt den neuen TikTok-Trend und findet es gut, dass die Gen Z mit den alten Arbeitsmodellen brechen will. Doch selbst will sie sich nicht an diesem Trend beteiligen: „Es ist nicht so, dass ich mich verausgaben will, aber Fakt ist: Ich bin eine BIPoC. Ich habe wirklich Angst davor, gekündigt zu werden. Das kann ich mir nicht leisten.“

Der TikTok-Trend Quiet Quitting ist schon längst auch auf Amiras Arbeitsumfeld übergeschwappt. Arbeiten bleiben oft unerledigt, weil die Quiet Quitter wenige Überstunden machen wollen. Genau diese Arbeiten werden dann auf die Kolleg*innen abgewälzt. Zu den Leidtragenden gehört auch Amira. Sie musste öfter Überstunden machen, Telefonate erledigen, für die sie eigentlich gar nicht zuständig war und manchmal sogar früher ins Büro kommen. „Quiet Quitting ist zwar cool – aber das auch nur, bis man selbst mit Quiet Quittern zu tun hat“, sagt sie. „Deswegen hoffe ich, dass diese Arbeitsphilosophie irgendwann für uns alle Normalität wird, dass auch benachteiligte Gruppen problemlos Quiet Quittung betreiben können.“

Diese Beiträge könnten dich ebenfalls interessieren:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!
Bildquelle: Cottonbro Studio via pexels.com

.